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30 Jahre Priester – ein Leben im Dienst Gottes und der Menschen

28.07.2025

Seit drei Jahrzehnten ist Peter Uchenna Nwanowanye Spiritanermissionar – mit weitem Herzen, wachem Geist und unerschütterlichem Vertrauen in Gottes Führung. Sein priesterlicher Weg führte ihn von Nigeria über Deutschland auf die Philippinen und wieder zurück nach Deutschland. Überall, wo er wirkte, hinterließ er Spuren der Hoffnung, der Versöhnung und der Liebe.

Vom Staunen zur Sendung – Pater Peters Berufungsgeschichte

Pater Peter wurde am 1. Januar 1960 in Eziawa-Orsu, einem kleinen Dorf im südöstlichen nigerianischen Bundesstaat Imo, als viertes von acht Kindern – fünf Jungen und drei Mädchen – geboren. Seine Familie lebte von der Landwirtschaft, sodass er von klein auf lernte, mitanzupacken – sei es im Haushalt oder auf dem Feld.

Schon früh wurde er in die christliche Glaubensgemeinschaft hineingeführt und im Alter von drei Monaten getauft. Sein Vater nahm ihn regelmäßig zur Heiligen Messe mit. Zunächst liebte er dieses Ritual weniger aus religiösem Eifer, sondern wegen der leckeren Akara (frittierte Bohnenbällchen), die es im Anschluss für ihn gab. Auch wenn er als Kind noch nicht verstand, was am Altar geschah, faszinierten ihn die feierliche Atmosphäre, die Lieder des Chors und das Orgelspiel. Mit acht Jahren empfing er die Erstkommunion und mit zehn wurde er gefirmt.

Und Gott greift ein…

Ein besonders prägendes Erlebnis, das seinen Glauben und den seiner Geschwister stark vertiefte, ereignete sich im Jahr 1978: Sein Vater war damals schwer an Diabetes erkrankt und seine Mutter kümmerte sich aufopferungsvoll um ihn. Kurz vor Weihnachten erkrankte sie plötzlich an Tetanus und fiel ins Koma. Die Familie war verzweifelt, die Dorfbewohner hielten sie bereits für tot. In dieser dunklen Stunde wandten sich der junge Peter und seine Geschwister im Gebet an Maria, die Mutter Gottes. Tag und Nacht beteten sie den Rosenkranz, bestellten Messen und flehten um ein Wunder. Und tatsächlich erwachte die Mutter aus dem Koma und konnte wieder sprechen. Sie erzählte sogar von einer Nahtoderfahrung. Erst nach etwa sechs Monaten war sie wieder vollständig gesund. Diese Erfahrung ließ Pater Peter spüren, dass Gott wirklich eingreifen kann, selbst wenn alle Hoffnung verloren zu sein scheint.

Heute blickt er mit großer Dankbarkeit auf die religiöse Erziehung zurück, die ihm seine Eltern ermöglicht haben. Sie war für ihn ein Geschenk und die Grundlage, auf der sich seine Berufung zum Priester entwickeln konnte.

Als Kind dachte er, das Priestertum sei nur etwas für Weiße, denn in seiner Gemeinde arbeiteten nur irische Missionare. Erst mit 18 Jahren fasste er den Entschluss, selbst Priester zu werden. Eines Tages sprach er mit seinem Vater darüber. Der riet ihm, sich den Spiritanern anzuschließen, da diese im Osten Nigerias für ihre herausragende Missionsarbeit bekannt seien. Sein Vater hatte selbst für Pater Courtney, einen Spiritaner, in der Caritas gearbeitet. Sein Weg war also vorgezeichnet.

Zwei Jahre später, 1980, trat er im Alter von 20 Jahren in das Knabenseminar der Spiritaner mit Internat in Ihiala (Holy Ghost Juniorate, Anambra State) ein. Der missionarische Funke, der damals in seinem Herzen entzündet wurde, ließ ihn nicht mehr los. Während seiner Schulzeit im Internat der Spiritaner in Ihiala prägten ihn besonders die Begegnungen mit den Patres. Sie führten ein einfaches Leben. In ihnen erkannte er das Evangelium in lebendiger Gestalt.

Besonders fasziniert war er auch von dem irischen Spiritaner-Bischof Josef Shanahan, der sich unermüdlich für die Evangelisierung im Igboland einsetzte und ganze Landstriche veränderte.

Die Bescheidenheit, das Engagement und die missionarische Leidenschaft dieser Männer wurden für ihn zum leuchtenden Vorbild und weckten in ihm den Wunsch, selbst Missionar zu werden.

Nach dem Abitur begann Pater Peter 1985 das Noviziat, das er am 11. November 1986 mit den ersten Gelübden abschloss. Im Anschluss an die erste Profess absolvierte P. Peter ein dreijähriges Philosophiestudium an der Spiritan School of Philosophy in Isienu, Nsukka. Anschließend wechselte er an die renommierte Duquesne University in Pittsburgh (USA), wo er 1990 sein Studium abschloss. Zurück in Nigeria unterrichtete er ein Jahr lang Philosophie an seiner alten Hochschule. Diese Lehrtätigkeit vertiefte seine geistliche Überzeugung und bestärkte ihn in seiner Berufung.

Von 1991 bis 1995 studierte er Theologie an der Spiritan International School of Theology (SIST) in Enugu. Am 8. Juli 1995 wurde er mit 19 Mitbrüdern zum Priester geweiht - ein Tag, den er als „Neuanfang und großes Abenteuer“ beschreibt.

 

Einsatz in der Heimat und im Ausland

Pater Peter verbrachte die ersten Jahre seines priesterlichen Wirkens in Nigeria, wo er als Seelsorger, Ausbilder, Leiter einer Laienbewegung und geistlicher Begleiter junger Ordensleute tätig war. Acht Jahre lang leitete er eine vom Orden gegründete Laienvereinigung, die die Ausbildung junger Spiritaner finanziell und durch ihr Gebet unterstützte. Er wohnte im Noviziat. So war er auch in die Begleitung der Novizen eingebunden. „Es war eine herausfordernde, aber sehr erfüllende Zeit. Ich durfte junge Menschen auf ihrem Weg der Berufung begleiten“, so Pater Peter.

 

2003 kam er erstmals nach Deutschland und übernahm die Aufgabe des Schulseelsorgers am Heilig-Geist-Gymnasium in Würselen-Broich bei Aachen. „Die Anfangszeit war alles andere als einfach“, erinnert er sich. „Die Sprache, das Schulsystem, der Alltag – alles war mir fremd. Aber mit der Zeit sind wir einander nähergekommen. Die Schülerinnen und Schüler haben mir sogar geholfen, mein Deutsch zu verbessern.“

Rund 70 Lehrerinnen und Lehrer und über 1.200 Schülerinnen und Schüler durfte Pater Peter fünf Jahre lang seelsorgerisch begleiten. Eine anspruchsvolle, aber vor allem bereichernde Aufgabe. Er feierte Gottesdienste und gestaltete Gebetskreise. Besonders die gemeinsamen Wallfahrten nach Taizé und Medjugorje (siehe Bild auf Seite 13) haben bei allen Beteiligten bleibende Eindrücke hinterlassen. Diese spirituellen Erfahrungen gaben nicht nur den Jugendlichen Kraft, sondern auch Pater Peter selbst. Er prägte das Schulleben, war immer ansprechbar, hatte ein offenes Ohr und ein großes Herz. Für viele war er nicht nur Seelsorger, sondern ein vertrauter Wegbegleiter, der Mut machte und Vertrauen schenkte. Ende 2008 wurde er von seiner Heimatprovinz abberufen.

Wie sehr er mit der Schulgemeinschaft verbunden war, zeigte sich beim Abschied. Plötzlich standen eine Handvoll Schülerinnen und Schüler mit einer Lehrerin am Düsseldorfer Flughafen - er wusste nichts davon. Eine Lehrerin hatte das organisiert. Einige weinten und sagten: „Pater Peter, siehst du? Der Himmel weint mit uns, denn es hat an diesem Tag geregnet, weil du gehst.“ Pater Peter konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Noch heute spricht er vom Heilig-Geist-Gymnasium als seiner „zweiten Heimat“.

Es folgte eine fünfmonatige Zwischenstation in der Pfarrei St. Mulumba in New Haven, Enugu. Diese Zeit diente der Vorbereitung auf seine neue Aufgabe auf den Philippinen. Im Mai 2009 wurde er von seiner Heimatprovinz dorthin entsandt, um sich auf eine zukünftige Aufgabe in der Ausbildung junger Spiritaner vorzubereiten. In Cebu City, einer vom katholischen Glauben geprägten und lebendigen Metropole, absolvierte er eine Ausbildung in der Begleitung von Ordensleuten und setzte gleichzeitig sein Philosophiestudium fort. Seine Fähigkeiten blieben nicht unbemerkt: Noch während seines Studiums wurde er an die Fakultät für Philosophie und Religionswissenschaften der Universität San Carlos berufen. Dort unterrichtete er als Teilzeitdozent und überzeugte durch seine fachliche Tiefe sowie seine klare und einfühlsame Art zu lehren.

 

Nach seinem Abschluss wollte er eigentlich weiter forschen, doch die Not an der ordenseigenen Philosophischen Hochschule in seiner Heimat war so groß, dass er sein Vorhaben zurückstellte, um zu helfen. So übernahm er im November 2013 eine verantwortungsvolle Doppelfunktion an dieser Hochschule in Isienu. Er war Prorektor und akademischer Dekan. Als Akademischer Dekan begleitete er die Studierenden in persönlichen Gesprächen, trug die Verantwortung für das Studienprogramm, koordinierte den Einsatz der Lehrenden, entwickelte die Lehrpläne weiter und setzte sich für ein intellektuell anspruchsvolles und zugleich praxisnahes Philosophiestudium ein. In diesen Jahren prägte er mit Weitblick und Einfühlungsvermögen eine ganze Generation junger Spiritaner und legte mit seiner Arbeit ein Fundament, das weit über seine Amtszeit hinaus wirkte.

Im Jahr 2022 kam Pater Peter wieder nach Deutschland, zunächst für ein Sabbatjahr: Er wollte zur Ruhe kommen, Kraft schöpfen und geistlich auftanken. Doch die Ruhe währte nicht lange. Schon bald erreichte ihn der Ruf zum Dienst im Norden, wo die Kirche im Erzbistum Hamburg vor besonderen missionarischen Herausforderungen steht.

Seit Juli 2022 ist er Pastor in der Pfarrei Heilige Familie in Güstrow. Mitten in der weiten mecklenburgischen Landschaft betreut er gemeinsam mit zwei Priestern und zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen eine weit verstreute Gemeinde mit rund 4.070 Gläubigen. Nicht weniger als vierzehn Kirchen gehören zur Pfarrei - ein pastorales Feld, das Weite und Nähe zugleich erfordert.

„Meine Aufgabe ist es, den Menschen Gott nahe zu bringen - durch Liebe, durch ehrliches Zuhören, durch einfaches Dasein“, sagt er mit fester Stimme. Es sind die Begegnungen mit Menschen unterschiedlichster Herkunft und Lebensgeschichte, die ihn berühren und inspirieren. Das Priestertum ist für Pater Peter kein Amt, sondern ein Weg, den man mit dem Herzen geht - offen, vertrauensvoll und immer bereit, neu aufzubrechen.

 

Ein Weg mit Gottvertrauen

Als Pater Peter im September 2003 zum ersten Mal deutschen Boden betrat, traf ihn der Kulturschock mit voller Wucht. „Ich war wie ein Kind, das zum ersten Mal in eine fremde Welt schaut“, erinnert er sich. Nichts war ihm vertraut: Die Sprache war fremd, das Essen ungewohnt, der Umgangston zurückhaltend. „Ich hatte viele Gedanken im Kopf, aber keine Worte, um sie auszudrücken. Das war sehr schwierig.“

Doch er ließ sich nicht entmutigen. Im Oktober begann er einen Deutschkurs in Aachen, der erste Schritt in ein neues Leben. Es folgte ein Einführungskurs in die deutsche Kultur in Augsburg. „Alles war unglaublich kompliziert“, sagt er rückblickend. „Aber mit Gottes Gnade habe ich gelernt, geduldig und demütig zu sein und auf seine Führung zu vertrauen.“

Heute blickt er dankbar auf diese Anfangszeit zurück. „Es ist besser geworden. Die Herausforderungen sind geblieben, aber ich bin gewachsen.“ Und man spürt: Er spricht mit der Gelassenheit eines Menschen, der gelernt hat, in der Fremde eine Heimat zu finden.

Für Pater Peter unterscheidet sich die Seelsorge in Deutschland deutlich von seinen bisherigen Erfahrungen in Nigeria und auf den Philippinen. „Dort ist der Zugang zu den Menschen direkt und unkompliziert. Die Kirchen sind voll und der Glaube ist lebendig“, beschreibt er. In Deutschland erlebt er dagegen oft eine gewisse Zurückhaltung. Bürokratische Hürden, ein vorsichtigerer Umgang mit Kindern und Jugendlichen sowie ein Rückgang der Gottesdienstbesucher erschweren seine Arbeit als Seelsorger. „Manchmal scheint die Kirche hier nur noch Kulisse zu sein“, sagt er nachdenklich und mit ehrlicher Sorge.

Und doch gab es Sternstunden. Unvergessen ist für ihn der Weltjugendtag 2005 in Köln mit dem inzwischen verstorbenen Papst Benedikt XVI., wo er mit einer Gruppe Jugendlicher aus seiner Schulgemeinschaft Tage voller Begeisterung, Offenheit und geistlicher Tiefe erlebte. „Über eine Million Jugendliche aus aller Welt - das war wie Pfingsten. Der Geist war spürbar.“

Er ist überzeugt: Wenn die Kirche jungen Menschen Raum gibt, kann sie sich entfalten. Deshalb liegt ihm die Jugendpastoral besonders am Herzen. „Wer die Jugend baut, baut die Zukunft“, bekräftigt er. Gleichzeitig verschließt er nicht die Augen vor den Herausforderungen: leere Kirchenbänke, wachsende Entfremdung und mehr Beerdigungen als Taufen. Und doch ist seine Haltung von Hoffnung getragen.

Begegnen, zuhören, einfach da sein - darin sieht Pater Peter seine Aufgabe. „Jesus ist den Menschen dort begegnet, wo sie lebten - am Brunnen, auf der Straße oder zu Hause. Genau das möchte ich auch tun. Oft sind es gerade die kleinen Dinge - ein Gespräch am Rande, eine freundliche Geste, ein Moment der Stille - durch die sich ein Fenster zum Glauben öffnet.“

Auf diesem Weg prägen ihn zwei Bibelstellen. Die erste lautet: „Spiritus est, qui vivificat - Der Geist ist es, der lebendig macht“ (Joh 6,63). Die zweite lautet: „Ich sehe alles als Verlust an, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles übertrifft“ (Phil 3,8). Kraft schöpft er auch aus der Feier der Heiligen Messe, dem Stundengebet und dem Rosenkranz. „Da finde ich Ruhe und Kraft“, sagt er schlicht.

 

Ein Weg, der weiterführt.

Pater Peter ist viele Wege gegangen: über staubige Pfade in Nigeria, durch das geschäftige Treiben Manilas und über stille Landstraßen in Norddeutschland. Doch wohin ihn sein Weg auch führte, eines trug er immer bei sich: die Sprache der Liebe, die einzige Sprache, die überall verstanden wird.

Ob als Seelsorger in den überfüllten Kirchen Nigerias, als Hochschullehrer auf den Philippinen und in seiner Heimat oder als Pastor in den weiten Diasporagebieten Mecklenburgs - Pater Peter ist immer ein Mensch der Begegnung geblieben. Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und bürokratische Hürden können ihn nicht entmutigen, sondern machen ihn geduldig, demütig und innerlich stark.

Sein Leben ist ein lebendiges Zeugnis des Glaubens, der Liebe und der Menschlichkeit - und ein Segen für alle, die ihm begegnen.

Herzlichen Glückwunsch zum 30-jährigen Priesterjubiläum!

 

Autor: Pater Samuel Mgbecheta, CSSp

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