27.07.2025
Seit einem Jahr leitet Michaela Müller den Klosterladen von Knechtsteden – mit Herz, Erfahrung und einem feinen Gespür für Menschen und Momente. Im Interview mit dem Spiritanerpater Samuel Mgbecheta erzählt die einst selbständige Immobilienmaklerin und Mutter von zwei erwachsenen Kindern von ihrer persönlichen Motivation, der besonderen Atmosphäre zwischen Basilika und Verkaufsraum, der unschätzbaren Rolle der Ehrenamtlichen – und davon, warum der Klosterladen für viele ein stiller Nachklang der Basilika ist.
Würden Sie uns einen Einblick in Ihren beruflichen Werdegang geben?
Ich bin schon seit vielen Jahren im Einzelhandel tätig – angefangen mit meiner Ausbildung bis hin zu meiner heutigen Stelle. Zwischendurch habe ich auch als selbstständige Immobilienmaklerin gearbeitet und zusätzliche Erfahrungen im Vertrieb gesammelt. Insgesamt habe ich also bereits viele Facetten im Verkaufsbereich kennengelernt.
Was hat Sie damals motiviert, die Leitung des Klosterladens zu übernehmen – und was hat Sie innerlich überzeugt, dass dies der richtige Schritt war?
Die Möglichkeit, eigenverantwortlich zu arbeiten, hat mich sofort angesprochen. Es war eine neue, spannende Herausforderung für mich. Auch wenn ich Ansprechpartnerin für unsere Ehrenamtlichen und die Kundschaft bin, sehe ich mich in erster Linie als Teil des Teams, als Mitarbeiterin unter Mitarbeitern. Besonders überzeugt hat mich die Möglichkeit, auf selbstständiger Basis zu arbeiten und viele Dinge frei entscheiden zu können. Und natürlich, dass meine Arbeit geschätzt wird.
Wie haben Sie die Anfangszeit erlebt?
Der Einstieg war natürlich nicht ganz einfach. Man ist neu, kennt die Abläufe noch nicht und hofft, von Anfang an alles richtig zu machen. Ich musste mich zunächst mit der Produktwelt des Klosterladens vertraut machen. Vieles war mir unbekannt und auch das Netzwerk rund um das Kloster Knechtsteden lernte ich erst nach und nach kennen. Das war anfangs durchaus überfordernd. Zudem war ich die Ansprechperson für viele Bereiche, was eine große Umstellung für mich bedeutete. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit hat sich jedoch alles gut eingespielt. Das Team funktioniert wunderbar, die Abläufe sind klarer und die anfängliche Unsicherheit ist der Freude an der täglichen Arbeit gewichen.
Der Klosterladen wird von vielen Händen getragen. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit im Team?
Das Team ist überragend. Mit den Ehrenamtlern (siehe Foto auf Seite 26) steht und fällt alles. Sie sind für mich eine echte Stütze und freuen sich, wenn ihre Arbeit gesehen und wertgeschätzt wird. Ich freue mich natürlich auch sehr über die vielfältige Unterstützung, die ich von ihnen erhalte. Sei es die Ehrenamtlichen, die sich liebevoll um die Marmelade kümmern, gemeinsam mit mir Brot backen oder regelmäßig an der Kasse stehen – jede und jeder bringt sich auf eigene Weise ein. Einige helfen auch von zu Hause aus, indem sie kleine Dinge stricken oder kreative Verpackungen für unsere Grußkarten basteln. Jede*r trägt mit dem eigenen Talent und Einsatz zum Gelingen bei.
Man spürt einfach: Alle sind mit Herzblut dabei – und das merkt man auch im Laden. An dieser Stelle sei noch gesagt: Wir freuen uns jederzeit über neue Ehrenamtliche – übrigens auch über Männer, die Lust haben, mit anzupacken! Meldet euch gerne!
Wie wichtig ist Ihnen das vertrauensvolle Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt – sowohl menschlich als auch organisatorisch?
Sehr wichtig! Meiner Meinung nach leisten die Ehrenamtlichen einen enormen Beitrag. Man freut sich über jede Mitarbeit, aber kann nicht voraussetzen, dass die Ehrenamtler sich der Sache so annehmen, als wenn das eine Hauptbeschäftigung ist. Das verdient großen Respekt. Dabei sollen sie sich nicht unter Druck gesetzt fühlen. Für mich steht im Vordergrund, dass sie gerne kommen und Freude an ihrer Aufgabe haben. Was unsere Ehrenamtlichen besonders auszeichnet, ist ihr freiwilliges Pflichtbewusstsein, und die Tatsache, dass sie sich der Sache annehmen in ihrer Freizeit.
Welche Tätigkeiten prägen Ihren Tag besonders – und bei welchen Aufgaben geht Ihnen das Herz auf?
Kein Tag gleicht dem anderen, jeder Tag bringt neue Aufgaben mit sich. Mal bediene ich Kunden an der Kasse, mal arbeite ich im Büro, kümmere mich um Bestellungen oder übernehme organisatorische Aufgaben. Manchmal bin ich in der Küche und backe frisches Brot.
Ein besonderes Highlight ist das wöchentliche Schwarzbrotbacken. Das geschieht direkt in der Küche nebenan – und den Duft riecht man im ganzen Laden! Viele Kunden werden allein davon angelockt. Das ist etwas, das man in einem Laden nicht unbedingt erwartet – und es kommt immer sehr gut an.
Es ist erfreulich, wenn man merkt, dass die Produkte gut angenommen werden – da geht einem das Herz auf. In den Gesprächen mit den Kunden erfahre ich außerdem immer wieder, welche Wünsche sie haben. Das macht die Arbeit besonders lebendig und nah an den Menschen.
Gibt es Momente, in denen Sie spüren: Der Klosterladen ist mehr als nur ein Ort des Verkaufs – vielleicht ein Ort der Begegnung?
Ja, absolut. Es kommen ganz unterschiedliche Menschen in den Laden. Manche schauen einfach nur neugierig vorbei, andere wollen sich aussprechen oder ein wenig bummeln. Und plötzlich ist man mitten im Gespräch – manchmal sogar über sehr persönliche Lebensgeschichten, über Schicksalsschläge oder besondere Erlebnisse. Das geschieht ganz ungezwungen – und genau darin zeigt sich der Klosterladen als ein Ort der Begegnung, an dem Menschlichkeit spürbar wird.
Was ist Ihnen bei der Auswahl wichtig
Mir ist wichtig, dass unsere Produkte gut angenommen werden. Das Kundenfeedback ist dabei entscheidend. Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Produkten, um unser Sortiment zu erweitern und vielfältiger zu gestalten. Einerseits möchten wir christliche Artikel anbieten, andererseits aber auch kleine Geschenkideen, die einfach Freude machen.
Gibt es ein Produkt mit einer besonderen Geschichte oder spirituellen Tiefe, das Ihnen persönlich besonders am Herzen liegt?
Ja, ein kleines Beispiel: Eine Kundin rief mich einmal an und erzählte mir, dass sie in einer Behindertenwerkstatt kleine Schutzengel herstellen lässt. Das sind kleine Mitbringsel, die man beispielsweise an einem Portemonnaie oder einer Tasche befestigen kann. Wir bieten sie nun direkt an der Kasse an, wo sie von unseren Kunden gerne gekauft werden. Besonders freut es mich, dass damit auch ein soziales Projekt unterstützt wird. Solche Kooperationen haben für mich eine ganz besondere Bedeutung.
Der Klosterladen ist eingebettet in ein geistliches Umfeld. Wie prägt die spirituelle Atmosphäre von Knechtsteden Ihre Arbeit im Alltag?
Man spürt hier eine gewisse Ruhe. Die Menschen sind entspannter und nicht so gehetzt wie anderswo. Diese besondere Atmosphäre überträgt sich auch auf den Arbeitsalltag. Es kommt schon mal vor, dass ein Pater vorbeischaut. Solche Begegnungen verleihen dem Ort etwas sehr Persönliches und Besonderes, das nicht überall zu finden ist.
Was bedeutet es für Sie persönlich, an einem Ort mit so viel Geschichte und geistlicher Ausstrahlung tätig zu sein?
Mir wurde das ganze Ausmaß dieser besonderen Umgebung erst mit der Zeit bewusst – je länger ich hier arbeite und je mehr Fragen von Besuchern an mich herangetragen werden. Fragen zum Kloster, zu den Spiritanern, zur Basilika oder auch zum Friedhof. Da spürt man, dass man Teil eines Ortes mit großer geistlicher Tiefe und historischer Bedeutung ist – und genau das verleiht meiner täglichen Arbeit noch mehr Sinn. Es sind vor allem die vielen Begegnungen, die diesen Ort mit Leben füllen.
Haben Sie bestimmte Ideen wie sich der Klosterladen in Zukunft weiterentwickeln könnte?
Ich wünsche mir, dass die besondere Atmosphäre dieses historischen Ortes auf unsere Kundinnen und Kunden überspringt, dass sie sich hier wohlfühlen und den Laden als einen Ort erleben, der guttut. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass sich unsere Ehrenamtlichen auch weiterhin wohlfühlen und mit Freude dabei sind. Dieses engagierte Miteinander möchte ich aktiv fördern und langfristig erhalten.
Was wünschen Sie den Menschen, die den Klosterladen besuchen - seien es Pilger oder Stammkunden?
Den Besuchern – seien es Pilger, Spaziergänger oder Stammgäste – wünsche ich, dass der Klosterladen für sie ein Ort der Ruhe und des Wohlbefindens ist. Viele legen hier eine Pause ein, trinken einen Kaffee und genießen den Moment unter den Linden. Mein Wunsch ist, dass sie den Klosterladen als Erweiterung der Basilika erleben – als einen Ort, an den man immer wieder gerne zurückkehrt.
Erlauben Sie uns zum Schluss noch einen persönlichen Einblick: Möchten Sie etwas über Ihr familiäres Umfeld erzählen?
Ich bin verheiratet und habe einen Sohn und eine Tochter. Mein Mann und meine Kinder unterstützen mich sehr – dafür bin ich dankbar. Besonders schön ist, dass meine Tochter mittlerweile selbst Teil des Ehrenamtsteams ist. Wir haben außerdem zwei Hunde, mit denen ich morgens und abends gerne spazieren gehe. Auch für sie als Gäste des Klosters bietet sich die Gelegenheit, bei einem Besuch gleich einen Spaziergang im angrenzenden Wald zu machen – gerne auch in Begleitung von Hunden.
Meine Familie hat mir den Einstieg hier sehr erleichtert. Die anfängliche Herausforderung hat sich gelohnt: Ich komme jeden Tag gerne in den Klosterladen Knechtsteden und freue mich auf das, was mich erwartet.
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