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„Er hat uns gelehrt, Gott zu lieben und anderen mit Respekt zu begegnen“

06.11.2024

Interview mit Bischof Cyr-Nestor Yapaupa, Bischof von Alindao

Im Gespräch mit Bischof Cyr-Nestor Yapaupa, dem Nachfolger des verstorbenen Pionierbischofs von Alindao, Peter Marzinkowski, blickt der 54-jährige Oberhirte auf das Erbe seines Vorgängers zurück. Als Mann der ersten Stunde, der von Anfang an eng mit dem Gründungsbischof zusammenarbeitete, hat er dessen visionäre und oft herausfordernde Aufgaben in der Diözese miterlebt und aktiv mitgestaltet. Im Interview reflektiert er über das Erbe des verstorbenen Bischofs und wie dessen Visionen und Werte in den kommenden Jahren weiterleben werden.

Bischof Cyr-Nestor Yapaupa, Bischof von Alindao

Bischof Cyr-Nestor Yapaupa, Bischof von Alindao

"Er war aufrichtig in dem, was er sagte und in dem, was er tat"

P. Samuel: Können Sie einige prägende Momente in Ihrer Beziehung zu Ihrem Vorgänger, Bischof Peter Marzinkowski nennen?

Bischof Yapaupa: Seit seiner Ernennung zum Bischof von Alindao habe ich sehr enge Momente mit ihm erlebt, da ich immer mit ihm zusammengearbeitet habe. Als er nach Alindao kam, ernannte er mich zum Pfarrer seiner Kathedrale, wo ich mit ihm zusammenarbeitete. Dann wählte er mich zu seinem Generalvikar, so dass ich während seiner gesamten Amtszeit Hand in Hand mit ihm gearbeitet habe. Er war ein sehr offener Mensch, er war immer ansprechbar und zugänglich, man konnte jederzeit zu ihm kommen. Er liebte den Dialog. Wir haben viel mit ihm geredet. Wenn es Schwierigkeiten gab, hat er immer zugehört. Ich erinnere mich, dass ich damals einer der jüngsten Priester in der Diözese war. Als er mich zum Generalvikar wählte, sagte er: „Ich bin schon alt, ich wollte einen jungen Priester, der die Verbindung herstellt, denn die meisten Priester waren jung. Er meinte, ein junger Generalvikar würde die anderen vielleicht besser verstehen und die Verbindung zu mir herstellen. Deshalb hat er mich gewählt. Und so haben wir das die ganzen Jahre gemacht, die er da war, von 2005 bis 2012, als ich zum Bischofskoadjutor ernannt wurde, und dann haben wir noch zwei weitere Jahre zusammengearbeitet, bis 2014, als er in den Ruhestand ging und nach Deutschland zurückkehrte. Ich habe viel von ihm gelernt: Verfügbarkeit, Gastfreundschaft, Dialog, Ehrlichkeit. Er war aufrichtig in dem, was er sagte und in dem, was er tat. Er achtete auf jeden, auch auf die Schwächsten, wer Schwierigkeiten hatte, den verurteilte er nicht, sondern versuchte, ihm zu helfen, seinen Weg wieder zu finden.

"Er hat den Grundstein der Diözese gelegt"

P. Samuel: Welche wesentlichen Vermächtnisse seines Episkopats werden nun, da er nicht mehr unter uns weilt, in der Diözese und in Ihrem Herzen bleiben?

Bischof Yapaupa: Für mich als seinen ersten engsten Mitarbeiter werden die Ratschläge, die er mir gab, als ich zum Bischofskoadjutor ernannt wurde, in meinem Herzen bleiben. Er sagte mir, man müsse auf die anderen achten, man dürfe nie über andere urteilen. Als Hirte müsse man den Gläubigen nahe sein und sie begleiten. Diese Ratschläge sind mir im Herzen geblieben.

Für die Diözese ist er der Gründungsbischof. Er hat den Grundstein, ja das Fundament der Diözese gelegt. Heute wächst die Diözese im Glauben, das ist sein Verdienst. Er wollte, dass alle in Solidarität leben. Deshalb hat er den Leitspruch gewählt: Solidarität schafft Freude und Leben. Das war sein Traum. Er wollte, dass alle solidarisch sind und dass diese Solidarität überall in den Pfarreien und in der ganzen Diözese Freude und Leben schafft.

Samuel: Welche Initiativen hat er ins Leben gerufen, die Ihrer Meinung nach den Glauben in der Diözese lebendig halten und nähren werden?

Bischof Yapaupa: Sein größter Traum war es, gut ausgebildete Katechisten zu haben. Schon als Priester hat er damit angefangen. Er hat viel daran gearbeitet. Als er nach Alindao kam, hat er versucht, das zu verbessern.  Er baute ein katechetisches Zentrum auf, in dem Katecheten ausgebildet wurden.  Das lag ihm sehr am Herzen. Er wollte, dass es immer funktioniert. Aber nach schmerzlichen Ereignissen, die leider auch bei uns passiert sind, wurde das Zentrum zerstört. Jetzt bin ich dabei, das Zentrum wieder aufzubauen, und noch in diesem Jahr wird es in Betrieb gehen. Für uns wird das eine große Freude sein, denn dieses Zentrum ist eines der großen Vermächtnisse, die er uns hinterlassen hat.

"Sein Lebensstil ist für mich ein großes Zeugnis"

P. Samuel: Wie fühlen Sie sich als Nachfolger von Bischof Peter Marzinkowski in dieser Diözese angesichts seines Heimgangs?

Bischof Yapaupa: Als sein erster Nachfolger fühle ich mich nicht verlassen oder allein gelassen, denn ich war die ganze Zeit bei ihm und habe mit ihm zusammengearbeitet (als Dompfarrer und als Generalvikar). Ich sehe meinen Hirtendienst in der Diözese Alindao als Fortsetzung dessen, was wir gemeinsam begonnen haben. Wir werden das fortsetzen, was er begonnen hat, vor allem in der Ausbildung der Katechisten, im Gesundheitsbereich mit der mobilen Krankenstation und im Bildungsbereich. Natürlich werde ich mich bemühen, dies weiterzuentwickeln.

P. Samuel: Haben Sie eine besondere Botschaft für diejenigen, die durch das Leben und den Dienst von Bischof Marzinkowski inspiriert wurden?

Bischof Yapaupa: Bischof Peter war ein Mann, der uns durch sein Leben gelehrt hat; er war viel mehr ein Pragmatiker als ein Theoretiker. Er kam zu uns als einfacher Mensch, der jeden respektierte, auch die Kleinsten. Er hatte immer ein offenes Ohr. Sein Lebensstil ist für mich ein großes Zeugnis. Das müssen wir von ihm bewahren. Er hat uns gelehrt, Gott zu lieben, einfach zu leben, gastfreundlich zu sein und anderen mit Respekt zu begegnen.

Autor: Pater Samuel Mgbechea, CSSp

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