28.10.2024
Unser Mitbruder, Bischof Peter Marzinkowski, CSSp, emeritierter Bischof von Alindao, Zentralafrikanische Republik, ist am 21. Oktober im Alter von 85 Jahren verstorben. Die Exequien und die Beerdigung finden am 4. November 2024, um 14Uhr, in Knechtsteden statt.
Bischof Peter Marzinkowski wurde am 19. März 1939 in Legnica (Liegnitz) in Schlesien geboren. Er war der älteste von acht Kindern. Als am 19. September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, war er gerade ein halbes Jahr alt. Seine Eltern kamen wegen des Krieges nach Grevenbroich, wo Peter aufwuchs. Als junger Mann interessierte er sich für das Ordensleben und besuchte die Spiritaner-Gymnasien in Knechtsteden (ab 1952) und Menden (ab 1956). Nach erfolgreichem Noviziat in Heimbach legte er dort 1961 die zeitlichen Gelübde ab. Seine philosophischen und theologischen Studien absolvierte er im ordenseigenen Priesterseminar in Knechtsteden und an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er 1964 die ewige Profess ablegte. Am 21. Juli 1966 wurde er im Kölner Dom zum Priester geweiht.
Zwei Jahre später ging er als Missionar in die Zentralafrikanische Republik. Um die ihm anvertrauten Menschen besser verstehen und ihnen die Frohe Botschaft Jesu Christi näher bringen zu können, lernte er die einheimische Sprache Sango. Von 1968 bis 1977 war er Pfarrer in Bria, von 1977 bis 1982 Pfarrer der Pfarrei „Notre Dame des Victoires“ in Bambari und Diözesanbeauftragter für die Weiterbildung der Laien. Er durchlebte das Zentralafrikanische Kaiserreich von Jean-Bedel Bokassa (1976-1979).
Nach 14 Jahren missionarischer Tätigkeit kehrte er nach Deutschland zurück. Er wurde mit der Leitung des ehemaligen Libermannhauses und der Vorbereitung junger Missionare betraut, die als Missionare auf Zeit (MAZ) in die Länder entsandt werden sollten, in denen die Spiritaner und ihre Partnerorden tätig waren. In dieser Zeit wurde er beim Generalkapitel seines Ordens zum Mitglied des Generalrates gewählt. So diente er von 1986 bis Januar 1992 als Generalrat seiner Kongregation in Rom. Noch im Frühjahr 1992 kehrte er in seine frühere Mission in Zentralafrika zurück, in die Erzdiözese Bangui, wo er die Pfarrei „Notre Dame d´Afrique“ leitete. Ab 1993 bis 2000 war er Generalvikar der Diözese Mbaïki. Im Jahr 2000 wählten ihn seine Mitbrüder zum Provinzial der Spiritaner in Deutschland.
Zu Beginn seiner zweiten Amtszeit als Provinzial im Jahr 2004 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum ersten Bischof der neu errichteten Diözese Alindao. Die Diözese umfasst eine Fläche von rund 18.000 Quadratkilometern und ist damit fast so groß wie Rheinland-Pfalz. Sie zählt rund 90.000 Katholiken bei etwa 280.000 Einwohnern. Im Alter von 66 Jahren wurde er am 3. April 2005 vom Erzbischof von Bangui, Paulin Pomodimo, zum Bischof geweiht.
Aufgrund seiner zahlreichen Auslandseinsätze und -aufenthalte sprach Peter Marzinkowski neben seiner Muttersprache Deutsch fließend Französisch, Englisch, Italienisch und Sango, die Landessprache der Zentralafrikanischen Republik.
Peter Marzinkowski war „ein Bischof mit Bodenhaftung“, so wurde über ihn in der Missionszeitschrift der Spiritaner „kontinente der Spiritaner“, Ausgabe 1/2013, S.I. berichtet. „Der direkte Kontakt zu den Christen in seiner Diözese ist Bischof Peter wichtig. Er ist ein „Bischof zum Anfassen“, er hat ein Ohr für Ereignisse und Probleme. Bei Zwischenstopps einer Reise von einer Gemeinde in die nächste führt er immer auch kurze Seelsorgegespräche. Und er kennt sie (fast) alle: die Verantwortlichen der Gemeinden, die Pfarrgemeinderäte, die Katechisten. Seine Ratschläge und Anregungen sind lebensnah: Die Christen schöpfen daraus Kraft für’s tägliche Leben. In vielen kleinen Dingen ist dem Bischof anzumerken, wie sehr er bis heute erfüllt von der Aufbruchstimmung des II. Vatikanischen Konzils ist, das er als Student in Rom selbst erlebt hat. Sein pastoraler Ansatz ist begründet in der Verwurzelung des Evangeliums in den konkreten Lebensumständen der Menschen. […] Der wichtige rote Faden, der sich durch alle [seine] Pläne und Entscheidungen zieht, sind die Fragen: „Was dient hier und jetzt in dieser Lebenssituation den Menschen? Wo begegnet ihnen Gottes Wort? Wo können sie Gott begegnen?“, so der Bericht. In diesen Zeilen lassen sich der Führungsstil und die Haltung des leidenschaftlichen Seelsorgers und Bischofs Peter Marzinkowski treffend zusammenfassen. Es war ihm ein Herzensanliegen, den Menschen, dem ihm anvertrauten Volk, nahe zu sein und mit ihnen den Weg des Glaubens zu gehen.
Im Jahr 2009 erlitt Peter Marzinkowski während einer Reise durch das französische Elsass einen Herzstillstand, konnte aber durch eine Herzdruckmassage wiederbelebt werden. Am 19. März 2014, seinem 75. Geburtstag, nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch an, das Peter Marzinkowski aus Altersgründen an ihn gerichtet hatte.
Damit begann sein Lebensabend, den er bei seinen Mitbrüdern in der Gemeinschaft von Knechtsteden verbracht hat. Die ersten sechs Jahre verliefen gut, er war bei einigermaßen guter Gesundheit, so dass er an Festtagen dem Pontifikalamt in der Basilika zu Knechtsteden vorstand. Ab 2020 begann die Reise abwärts mit einigen gesundheitlichen Problemen, aber Peter Marzinkowski nahm es gelassen. Er wollte niemandem zur Last fallen.
In den letzten Wochen verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zusehends. Am 27. September empfing er im Kreis seiner Mitbrüder, einiger Mitarbeiterinnen der Spiritanergemeinschaft in Knechsteden und Freunde die Krankensalbung. „Es war eine schlichte, schöne und bewegende Feier in seiner Wohnung. Er war ganz bei der Sache und freute sich sichtlich über diese sakramentale Stärkung, über den Beistand Gottes und aller Anwesenden. Eine Kerze aus seiner Heimatgemeinde Christ-König in Neuss wurde verwendet. Peter hat sie zu Beginn der Feier angezündet“, berichtete Pater Emeka Nzeadibe, Superior des Missionshauses Knechtsteden, in einer E-Mail an die Geschwister und Freunde von Bischof Peter Marzinkowski. Am 21. Oktober 2024 starb er um die Mittagszeit im Kreis von zwei seiner Brüder und der Leiterin unserer Krankenstation. Er wurde 85 Jahre alt, davon 63 Jahre als Ordensmann.
Peter hat sich sein Leben lang in der Gemeinschaft Sankt Egidio engagiert. Kein Wunder also, dass er 2009 mit dem Winfried-Preis der Stadt Fulda 2009 ausgezeichnet wurde. Diese Auszeichnung der Dr. H.G. Waider-Stiftung wird seit 2001 an Personen verliehen, die sich nach dem Vorbild des heiligen Bonifatius für Frieden und Verständigung unter den Völkern einsetzen. Dies spiegelt sich auch in seinem Wahlspruch wider: „Solidarität schafft Freude und Leben“. Ein Anwalt der Armen und Friedensstifter in einem vom Krieg zerrissenen Land ist heimgekehrt. Er ist nun am Ziel angekommen, bei seinem Herrn, dem er in seinen vielfältigen Aufgaben als Seelsorger, Ordensoberer, Bildungsbeauftragter und Oberhirte zu dienen versucht hat. Wie der „tüchtige und treue Diener“, der in Matthäus 25,21 dafür gelobt wird, dass er „im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen ist“ und deshalb eine größere Aufgabe übertragen bekommen hat, und den sein Herr mit den Worten einlädt: „Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn“, so möge auch unser Mitbruder Bischof Peter Marzinkowski in der Ewigkeit an der Freude seines Herrn teilhaben.
Autor: Pater Samuel Mgbecheta, CSSp
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