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Verraten und verkauft!

27.03.2024

Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere?“ (Mt 26,15). Judas Iskariot, einer der 12 engsten Mitarbeiter und Gefährten Jesu, ja einer der engsten Vertrauten Jesu, verhandelt mit den Hohepriestern, um seinen Meister und Freund zu verkaufen. Wie schlimm muss das für Jesus gewesen sein! Wer schätzt nicht die Freundschaft eines vertrauten und zuverlässigen Freundes? Jemand, dem man sich öffnen und sein Herz ausschütten kann, ohne Angst zu haben, von diesem verraten zu werden. Ein zuverlässiger Freund ist ein Schatz! 

"Vertrauensmissbrauch kann tödlich sein!"

Zuverlässigkeit ist eine wichtige Eigenschaft, eine hoch geschätzte Tugend, die Beziehungen ermöglicht und fördert. Hinter dem Wort „Zuverlässigkeit“ verbirgt sich auch der Begriff „Verlass“. Ein Mensch, auf den Verlass ist, ist vertrauenswürdig: Er hält, was er verspricht. Auf sein Wort kann man sich verlassen.

Bei Judas scheint dies nicht der Fall zu sein. Unabhängig davon, welche Absichten er verfolgte – ob er glaubte, dass Jesus sich den Hohepriestern entziehen würde, wie er es bereits getan hatte (John 10,39), eines ist sicher: Er hat das Vertrauen missbraucht, das Jesus ihm entgegengebracht hatte. Für dreißig Silberstücke hat er seinen Freund ausgeliefert, ihn verraten und verkauft!

In der Tat, von einem Freund verraten oder sein Vertrauen missbraucht zu werden, fühlt sich so an, als hätte man den Boden unter den Füßen verloren.  Man spürt keinen sicheren Halt mehr und ist verunsichert. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Julius Cäsar angesichts seiner bevorstehenden Ermordung ausgerufen hatte: „Et tu, Brute?“, was oft mit „Auch du, Brutus?“ übersetzt wird, als er erkannte, dass sein Freund Marcus Junius Brutus einer seiner Attentäter war. Vertrauensmissbrauch kann lebensgefährlich, ja tödlich sein!

"Wie viel wert ist uns Jesus?"

Für Judas war Jesus nur dreißig Silberstücke wert. Und für uns? Wie viel wert ist uns Jesus? Auch wenn wir ihm heute nicht physisch begegnen können, begegnet er uns in unseren Mitmenschen, mit denen wir leben und arbeiten. Wie viel wert sind uns diese Menschen? In unserer Gesellschaft gibt es Menschen, die ihre Mitmenschen für Geld verkaufen. Der Menschenhandel blüht auch heute noch!

Darüber hinaus geschieht dies auch im übertragenen Sinn, z.B. wenn die Beziehung zu den Arbeitskollegen mit Leichtigkeit geopfert wird und deren Geheimnisse sogar ausgeplaudert werden, um die Anerkennung eines Vorgesetzten oder einer Autoritätsperson zu gewinnen; oder wenn vertrauliche Informationen weitergegeben werden, um persönlichen Vorteil/beruflichen Aufstieg zu erzielen; oder auch wenn, wie üblich in unserem Zeitalter der sozialen Medien, Informationen über andere gelikt und weitergeleitet werden, ohne vorher den Wahrheitsgehalt zu prüfen. Wie viele Menschen werden ihrer Würde beraubt und in ihrem Ruf beschmutzt, weil schädliche Falschinformationen über sie im Internet verbreitet wurden? Viele Betroffene werden psychisch und sozial zerstört und überleben es meist kaum. Die Erlebnisse von Amanda Michelle Todd (27. November 1996 - 10. Oktober 2012), einer 15-jährigen kanadischen Schülerin und Opfer von Cybermobbing, kommen mir in den Sinn. Ihr Erpresser, ein 35-jähriger niederländisch-türkischer Staatsbürger, erstellte ein Facebook-Profil mit ihrem halbnackten Foto und nahm dann Kontakt mit ihren Mitschülern auf. Ihre Klassenkameraden glaubten den dubiosen Informationen, die der Erpresser veröffentlicht hatte. Amanda wurde beschimpft und verurteilt. Sie verlor ihre Freunde und ihren Respekt und war völlig auf sich allein gestellt. Überfordert mit der Schande und der Demütigung erhängte sich das junge Mädchen nach mehreren gescheiterten Selbstmordversuchen im Jahr 2012. Sie wurde nicht nur ihrer Würde beraubt, sondern ihr junges Leben wurde im Keim erstickt. Solche negativen Folgen kann die Verbreitung von Falschinformationen über jemanden haben.

" Es ist angebracht, Farbe zu bekennen!"

Das österliche Triduum gibt uns die Gelegenheit, über das Geheimnis des Leidens und des Todes unseres Herrn Jesus Christus sowie unseren Umgang mit den Mitmenschen nachzudenken und zu sehen, auf welcher Seite wir stehen. Sind wir auf der Seite der Menschen wie Judas, der Jesus verraten und sich danach erhängt hat, weil er, wie Anselm Grün schreibt, „seinen Verrat selbst wieder gutmachen möchte“? (Siehe Anselm Grün: Das große Buch der Evangelien, S.140). Oder auf der Seite von Menschen wie Veronika, die, als sie sah, wie zerschlagen das Gesicht Jesu war, nicht zögerte, es abzuwischen; oder wie ein Simon von Kyrene, der, als er sah, wie furchtbar schwach er war, freiwillig sein Kreuz trug? Auch wenn sich die Geister am Kreuz Jesu schieden, so ist doch eines klar: Alle, die ihn auf seinem Kreuzweg treu begleiten, werden, wie der reumütige Schächer, auch an seinem Sieg am Kreuz teilhaben. Und wir tun das, indem wir die beiden Tugenden in unserem täglichen Leben anwenden und so dazu beitragen, dass unsere Gesellschaft menschlicher und christlicher wird. Es ist angebracht, Farbe zu bekennen!

Autor: P. Samuel Mgbecheta, CSSp

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