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Impuls zum 30. Sonntag A 2023

28.10.2023

Liebe ist ein häufig gebrauchtes und noch häufiger missbrauchtes Wort. Heute steht es in seiner ursprünglichen Form im Zentrum der Schriftlesungen: Gott liebt uns, und er erwartet von uns, dass wir auf seine Liebe antworten.

In der Musik ist das am meisten besungene Thema die Liebe. Ob Schlager, Kunstlied oder Oper, meistens geht es um die Liebe, auch in den Liedern, die wir im Gottesdienst singen. Ob damit immer die Liebe gemeint ist, die uns das heutige Evangelium vor Augen führt, sei dahingestellt. Wenn Liebe und Musik so eine Einheit sind, und wenn wir sie auch in unseren Gottesdiensten besingen, dann liegt es doch nahe, das Liebesgebot Jesu einmal von seinem musikalischen Dreiklang her zu betrachten.

Da ist als Grundton die Gottesliebe. Gott liebt die Welt, die er geschaffen hat, und er liebt die Menschen, denen er seine Schöpfung anvertraut hat. Er hat mit seinem auserwählten Volk, und so auch mit uns, einen Bund geschlossen und diesen Bund in Jesus Christus erneuert. Und dieser Bund soll nicht einseitig sein. Unser Teil ist es, die Liebe Gottes zu erwidern, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all unseren Kräften.

Die Gebote, die Gott am Sinai gab, waren von ihm als liebevolle Spielregeln für ein gelingendes Zusammenleben gedacht. Erst die Gesetzeslehrer haben daraus einen Katalog von hunderten von Geboten und Verboten entwickelt, mit denen die Menschen aber überfordert waren, so wie wir es heutzutage oft auch mit all den Gesetzen, Regeln und Vorschriften sind.

Jesus hingegen vereinfacht, zentriert diese Gebote und Verbote auf das Wesentliche und macht klar, dass ohne die Liebe alle anderen Gesetze kalte und leere Vorschriften sind. Gott ist selbst die Liebe, und wir Menschen dürfen uns in dieser Liebe geborgen wissen und sie von ganzem Herzen erwidern.

Über den Grundton der Gottesliebe setzt Jesus den Terzton der Nächstenliebe. Mit dieser Zweistimmigkeit beginnt die Harmonie. Ein Zusammenleben der Menschen wird erst möglich, wenn die Liebe auch dem Mitmenschen gilt. Und Jesus wird uns am Ende der Zeit beim Gericht danach fragen, wie wir miteinander umgegangen sind. Was ihr dem Geringsten eurer Mitmenschen getan habt, das habt ihr mir getan!

Damit der Dreiklang vollkommen wird, kommt noch ein Quintton darüber. Jesus selbst gibt nämlich das Maß an, in dem wir unsere Mitmenschen lieben sollen: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Die Selbstliebe gehört also unbedingt zu diesem Dreiklang dazu. Wer sich selbst nicht mag, kann auch nicht auf andere zugehen. Ich muss zuerst mit mir im Reinen sein, erst dann kann ich in Kontakt mit meinen Mitmenschen treten.

Diese Selbstliebe, diese Annahme seiner selbst, hat nichts mit Egoismus zu tun. Egoismus heißt ja, nur an sich selber denken und sonst an niemanden. In unserem Fall bedeutet Selbstliebe, dass es tief in mir „stimmig“ ist, dass ich “ja“ zu mir selber sagen kann. Und in dieser Stimmung kann ich dann meinen Nächsten lieben.

Ein Dreiklang klingt vollkommen, wenn alle drei Stimmen gleichmäßig schön ertönen. Keine Stimme tritt hervor, keine Stimme ist zu leise oder fehlt sogar. An diesem vollkommenen Dreiklang zu arbeiten, gibt uns das heutige Evangelium auf. Nehmen wir diesen harmonischen Klang in uns auf und lassen wir ihn in unserem Umfeld erklingen.

Autor: Pater Michael Wegner, CSSp (Rektor der Basilika Knechtsteden)

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