08.09.2023
Liebe ist kein Gesetz, kein Gebot, keine Verordnung. Liebe ist ein Schlüsselwort, das Zugang zum Innersten des anderen schafft und dem Gegenüber Zugang und Einblick in mein Inneres gewährt. Liebe hat also eine Wechselwirkung – ja, Liebe ist Kommunikation. Wir können auch sagen: Die Liebe ist ein Wegweiser zum Glück. Sie ist der Schlüssel und der Weg, den Wert des anderen zu entdecken und ihn wert zu schätzen. Das zeigt uns Matthäus im heutigen Evangelium auf.
Der Evangelist Matthäus lädt uns heute ein zu einem „Crashkurs Kommunikation“. Für Jesus ist Kommunikation ganz eng, ja wesentlich verknüpft mit der Liebe. Liebe in ihrer dreifachen Dimension ist Kommunikation: die Liebe zu Gott, die Liebe zum Nächsten und die Liebe zu sich selbst.
Liebe ist kein Gesetz, kein Gebot, keine Verordnung. Liebe ist ein Schlüsselwort, das Zugang zum Innersten des anderen schafft und dem Gegenüber Zugang und Einblick in mein Inneres gewährt. Liebe hat also eine Wechselwirkung – ja, Liebe ist Kommunikation. Wir können auch sagen: Die Liebe ist ein Wegweiser zum Glück. Sie ist der Schlüssel und der Weg, den Wert des anderen zu entdecken und ihn wert zu schätzen. Das zeigt uns Matthäus im heutigen Evangelium auf. Wenn da von der Zurechtweisung und dem Ausschluss die Rede ist, dann geht es doch in erster Linie um die Verantwortung füreinander. Und diese Verantwortung füreinander, die spiegelt sich darin wider, wie wir miteinander kommunizieren.
Matthäus schärft dem Einzelnen die Verantwortung ein, den Bruder auf ein Verhalten aufmerksam zu machen, das das Zusammenleben der Gemeinschaft stört: „Wenn dein Bruder sündigt, dann weise ihn unter vier Augen zurecht.“ Im griechischen Originaltext wird dies noch deutlicher: „Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, so geh und stell ihn unter vier Augen zur Rede!“ Das ist eine ganz andere Art der Kommunikation. Es geht also nicht um die Sünde an sich. Wer von der Sünde des anderen betroffen ist, der soll mit ihm sprechen. Er soll ihm aber keine Moralpredigt halten, sondern den Sachverhalt von seiner Seite aus ansprechen, vor allem aber die Verletzung und Kränkung mitteilen, die das Verhalten des anderen bei ihm ausgelöst hat. „Wenn er auf dich hört, dann hast du deinen Bruder zurückgewonnen“ sagt Matthäus weiter. Auch hier ist das griechische Original viel klarer: „Wenn er dich hört, dann hast du deinen Bruder gewonnen.“ Der Bruder soll also nicht in erster Linie auf vorwurfsvolle Worte hören, sondern auf mich! Ich soll mich zu Gehör bringen, anstatt mich hinter sachlicher Argumentation zu verstecken. Wenn der Bruder mich hört, wenn er hört, wie es mir mit seiner Verfehlung geht, wenn eine Beziehung entsteht zwischen ihm und mir, dann habe ich ihn gewonnen.
Nur wenn das Gespräch nicht gelingt, soll ich noch einen oder zwei hinzuziehen und einen neuen Versuch starten, mit dem Bruder ins Gespräch zu kommen. Ich soll nicht über ihn reden, sondern mit ihm. Ich soll meine ganze Kunst darauf verwenden, mit ihm ins Gespräch zu kommen, ihn wieder in die Gemeinschaft zu integrieren.
Gott selbst ist die Liebe, die in Jesus Christus Fleisch geworden ist. Diese Liebe ist überall dort gegenwärtig und erfahrbar, wo sich Menschen vom Geiste Christi leiten lassen und sich aus der Liebe zu Christus gegenseitig in Liebe annehmen. Diese Liebe ist kein Gebot, kein Gesetz, keine Verordnung, aber auch keine Unverbindlichkeit. Sie ist aber auch keine Eigenleistung, die wir aus eigener Kraft vollbringen können. Die Liebe ist eine Quelle, aus der wir schöpfen können, die in uns sprudelt und nie versiegt, wenn wir sie wahrnehmen. Wir empfangen diese Liebe immer wieder neu von Gott, damit wir sie weitergeben an unsere Mitmenschen.
Autor: Pater Michael Wegner, CSSp (Rektor der Basilika Knechtsteden)
Immer aktuell informiert mit unserem Spiritaner-Newsletter
zur Newsletter-Anmeldung...