26.08.2023
Meinungsumfragen sind immer im Trend, um herauszufinden, „wie die Leute so ticken“. Auch Jesus fragt seine Jünger nach der Meinung der Leute, wer er denn sei. Diese Frage aus dem Munde Jesu ist keine Meinungsforschung, die um des Interesses willen angestellt wird. Sie zielt darauf, das richtige Verständnis seiner Person von den vorherrschenden falschen Vorstellungen abzuheben.
In dieser Frage, die Jesus seinen Jüngern stellt, geht es um das Verständnis Jesu selbst. Es fällt hier die Entscheidung für oder gegen Gottes Königsherrschaft. Es handelt sich um eine ernsthafte, eine grundlegende Entscheidung. Deshalb wird Jesus im zweiten Schritt konkreter und fragt seine Jünger: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
Es ist nicht neu, dass Petrus als Wortführer auftritt und in seiner Antwort die Meinung der Jünger zusammenfasst: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Ein starkes Bekenntnis! Ob sich dessen Petrus in diesem Augenblick bewusst war? „Du bist der Messias, der Vollmachtsträger Gottes, der letzte Gesandte nach allen Propheten. Nach die kann niemand mehr kommen, der dich überbieten kann!“
Obwohl Petrus im Namen der Jünger gesprochen hat, wird er von Jesus höchst persönlich angesprochen. Jesus spricht ihn mit dem griechischen Namen „Petros“ an – der Fels! Diesen Namen für Gott finden wir schon im Alten Testament, besonders in den Psalmen: „Herr, du bist mein Fels, meine Burg, mein Retter“ (PS 18,1); „Du hast mir versprochen zu helfen, denn du bist mein Fels und meine Burg“ (PS 71,3).
Petrus soll der Felsen sein, auf dem Jesus seine Kirche erbauen, sie festigen will. Diese Kirche ist kein Haus aus Steinen und Balken, sondern aus lebendigen Menschen! Dazu zählen auch wir!
Sozusagen als Folge daraus, werden dem Petrus die „Schlüssel des Himmelreiches“ übergeben. Ihm wird eine „Schlüsselrolle“ anvertraut. Petrus hat die Macht zu öffnen und zu schließen. Er wird mit einer göttlichen Vollmacht betraut. Petrus und mit ihm die Jünger Jesu sollen die Gebote Gottes so auslegen, dass sie die Tür zum Reich Gottes nicht verschließen, sondern dass die Menschen in dieses Reich eintreten können.
Die Schwere dieses Amtes verdeutlicht ein Holzschnitt von Hans Baldung Grien (um 1515), auf dem Petrus den überdimensional großen Schlüssel in beiden Händen hält. Er braucht also alle Kraft, alle Lebensenergie, um diese Verantwortung zu übernehmen und im Sinne Jesu auszuüben.
Spätestens jetzt wird mit die „Schwere“ der Frage Jeus bewusst: „Für wen hälst du mich?“ Was bedeute ich für dich? Welche Rolle spiele ich in deinem Leben? Wie erfüllst du deine Schlüsselrolle als Christ in dieser Welt? Die Frage Jesu ist also eine Schlüsselfrage, ein Schlüsselwort, das gehört, buchstabiert und immer wieder neu mit Leben gefüllt werden muss.
Autor: Pater Michael Wegner, CSSp
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