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320 Jahre Bestehen des Spiritanerordens: Eine Geschichte der kleinen Anfänge

30.05.2023

Am 27. Mai dieses Jahres blicken wir mit großer Dankbarkeit und einer kleinen Portion Stolz auf das 320-jährige Bestehen unserer Ordensgemeinschaft zurück. Es ist wahrhaftig eine Geschichte der kleinen Anfänge. Was am Pfingstsonntag 1703 mit 12 Menschen angefangen hat, erreichte durch die drei Jahrhunderte viele Tausende Menschen und zählt heute fast 3000 Mitglieder in ca. 60 Ländern. In diesen mehr als drei Jahrhunderten missionarischer Tätigkeit haben sich Spiritaner unermüdlich für die Armen und Bedürftigen sowie für deren Würde und Rechte eingesetzt.

Claude François Poullart des Places,

Claude François Poullart des Places, Gründer des Spiritanerordens (26. Februar 1679 - 2. Oktober 1709)

Franz Maria-Paul Libermann

Franz Maria-Paul Libermann, Wiederbegründer des Spiritanerordens (12. April 1802 - 2. Februar 1852)

Weltkirchliches Engagement der Spiritanermissionare

Schon bei der Gründung war dies die Grundhaltung des Gründers. Berührt von der Situation vieler seiner Mitseminaristen, die um ihre Grundbedürfnisse kämpften, entschied sich Claude François Poullart des Places, einige von ihnen finanziell zu unterstützen. Nach kurzer Zeit nahm er ein Dutzend bei sich auf. Mit ihnen würde er am 27. Mai 1703 in der Kirche Saint-Etienne-des-Grès in Paris das Seminar des Heiligen Geistes gründen. Als Gemeinschaft stellten sie sich eine doppelte Aufgabe, nämlich den armen Seminaristen eine solide Ausbildung zu ermöglichen und seelsorgliche Dienste in den damaligen Armenvierteln Frankreichs zu übernehmen.

Bald wurden die ersten Mitglieder auch nach Übersee gerufen und dank des Engagements der ersten Missionare konnten zahlreiche Ortskirchen in Afrika, Lateinamerika, Nordamerika, im Indischen Ozean, auf den Karibikinseln und seit geraumer Zeit auch in Asien gegründet werden. Robert Kardinal Sarah, emeritierter Kardinalpräfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, weiß um die herausragende Rolle der Spiritanermissionare bei der Evangelisierung Afrikas. In dem autobiografischen Interviewbuch „Gott oder nichts: Ein Gespräch über den Glauben“ bestätigt er dies: „Ich erinnere mich, wie begeistert ich war, als ich die Spiritanerpatres jeden Nachmittag ihr Brevier beten sah. Ich wurde nicht müde, sie mit einem Gefühl der Ehrfurcht zu beobachten. [...] Die Spiritanerpatres hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf den guineischen Katholizismus. Wie könnten wir vergessen, wie diese Missionare sich um alle kümmerten, selbst um die elendesten Leprakranken? Sie berührten und behandelten sie, auch wenn die Kranken einen unerträglichen Geruch verströmten. Sie lehrten sie den Katechismus, da sie der Meinung waren, dass auch die Kranken das Recht hatten, in den Geheimnissen des Glaubens unterwiesen zu werden und die Sakramente Christi zu empfangen. Trotz der politischen Leiden, die die marxistische Diktatur von Sékou Touré begleiteten, hielt die Kirche in Guinea stand, denn sie war auf dem Felsen, auf den Opfern der Missionare und auf der Freude des Evangeliums gegründet. […] Die Demut des Glaubens der Spiritaner war die stärkste Verteidigung gegen die egalitären Verirrungen der revolutionären marxistischen Ideologie der Staatspartei in Guinea. Eine Handvoll eifriger und mutiger guineischer Priester hielt die Flamme des Evangeliums am Brennen.“

P. Amandus Acker

P. Amandus Acker, Gründer der deutschen Provinz (24. April 1848 - 30. März 1923)

Gründung der deutschen Provinz

Die ersten Spiritanermissionare gelangten am 13. Oktober 1863 nach Deutschland und errichteten ihre erste Niederlassung in Düsseldorf-Kaiserswerth, dann ein Jahr später in Marienstatt und Mariental (Westerwald). Doch nach zehn Jahren (im Kulturkampf) mussten sie Deutschland verlassen, denn sie wurden als „jesuitenverwandt“ eingestuft und deshalb vertrieben. Damit endete die erste Gründung der Spiritanerordensgemeinschaft auf deutschem Boden. Nach zwei Jahrzehnten ergab sich eine neue Möglichkeit, nach Deutschland zurückzukehren. P. Amandus Acker, ehemaliger eifriger Sansibarmissionar aus dem Elsass, erhielt von der Ordensleitung in Paris den Auftrag, die zweite Neugründung des Ordens in Deutschland zu beginnen. Mit Unterstützung des damaligen Kölner Erzbischofs, Kardinal Philippus Krementz, der ihm ein Empfehlungsschreiben mitgegeben hatte, verhandelte P. Acker mit den politischen Entscheidungsträgern in Berlin. Erfreulicherweise befürworteten der Reichstag (1. Februar 1894) und der Bundesrat (9. Juni 1894) seinen Antrag für die Rückkehr der Spiritaner nach Deutschland. Am 25. Februar 1895 erteilte ihm der preußische Kultusminister die Genehmigung, „in der ehemaligen, niederrheinischen Prämonstratenserabtei Knechtsteden eine Schule für die Ausbildung von Missionaren für Deutsch Ostafrika einzurichten“, berichtet P. Josef Theodor Rath. Doch zu diesem Zeitpunkt war die Klosteranlage renovierungsbedürftig. Dem Missionar aus dem Elsass war bewusst, dass er vor einer großen Herausforderung stand; dabei ließ er sich von seinem großen Gottvertrauen leiten. Schritt für Schritt blühte das abgebrannte Kloster wieder auf. Auf dem Gelände wurden Werkstätten, Klosterschule, Brüdernoviziat und eine ordenseigene philosophisch-theologische Hochschule (die von 1905 bis 1967 existierte) eingerichtet. An Ostern 1908 war das Kloster Knechtsteden ein Zuhause für 16 Patres, 38 Brüder, 21 Seminaristen, 34 Brüderpostulanten und -novizen sowie 85 Schüler. Das Kloster war „ein fast autarkes Dorf und P. Acker hatte, was er brauchte, selbst: Maurer, Schreiner und Schlosser, Schmiede, Installateure, Gärtner und Landwirte“, schreibt P. Rath.

Schon Anfang der 20-er Jahre reisten die ersten deutschen Spiritanermissionare nach Südafrika, in das Amazonasgebiet Brasiliens, nach Sansibar, Nigeria, Angola, Kamerun, USA und später Jamaika (für die ehemals in Nigeria tätigen deutschen Mitbrüder, die interniert wurden) aus. Rund „600 Missionare sind seit 1895 von Knechtsteden aus nach Afrika und Brasilien gesandt worden“, präzisiert P. Albert Claus. Heute gibt es in der Kongregation 23 deutschstämmige Spiritaner; davon arbeiten noch zwei in Brasilien und die übrigen beiden in Tansania und Zentralafrika.

Die jungen Mitbrüder führen die missionarischen Projekte ihres Ordens weiter

Dank der Initiative der Gründer Poullart des Places und Franz Maria-Paul Libermann sowie ihrer Gefährten leben heute 16 Mitbrüder aus sieben Ländern in den Spiritaner-Kommunitäten in Würselen Broich bei Aachen, Knechtsteden-Dormagen, Weissach und Teterow/Rostock/Güstrow. Einige von ihnen leben seit fast 20 Jahren in Deutschland und gestalten die Geschicke und die Weiterentwicklung des Ordens mit. Sie bringen sich ein in die Pastoral, in die Verwaltung, in den Dienst für die Mitbrüder und die Kommunitäten, in die Medienarbeit wie auch in den Dienst an jungen Menschen. Ihre Präsenz stellt sicher, dass die sechs missionarischen Projekte in Deutschland weitergeführt werden. Diese sind: die Notschlafstelle für Drogenabhängige (NOTEL) in Köln, die Seelsorge an der Basilika in Knechtsteden, die Seelsorge am Heilig-Geist-Gymnasium und bei der englischsprachigen Gemeinde in Würselen sowie die Gemeindepastoral in Weissach und in Rostock und Umgebung. Eine weitere kleine Gemeinschaft entsteht derzeit in Kaiserslautern. Ohne Zweifel bringt die Internationalität manche Herausforderungen mit sich, aber sie ist in der Tat eine große Bereicherung. Dadurch wird unserem Gemeinschaftsleben und unserer Mission neues Leben eingehaucht. Die in Deutschland tätigen jungen Mitbrüder freuen sich, an dieser ereignisreichen Geschichte teilhaben zu dürfen und verpflichten sich, im Geist P. Ackers die Werke und missionarischen Projekte ihres Ordens weiterzuführen.

Am Pfingstsonntag, den 28. Mai begehen die Spiritaner dieses Fest mit ihren Freunden. Nach dem Festhochamt um 10.30 Uhr in der Basilika gibt es ab 12.00 Uhr eine Agape vor dem Missionshaus und den ganzen Tag über ein frohes Fest „Unter den Linden“. Es gibt ein vielfältiges Speisen und Getränkeangebot und viele Möglichkeiten für Begegnungen. Um 14.00 Uhr und 15.30 Uhr finden Führungen durch Kirche und Kloster statt. Abschließend gibt es um 19.30 Uhr ein Pfingstkonzert in der Basilika. Auch am Pfingstmontag, den 29. Mai sind Jung und Alt zum Feiern und zur Begegnung „Unter den Lindern“ eingeladen (von 12.00 Uhr – 17.00 Uhr).

Autor: P. Samuel Mgbecheta, CSSp

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