06.06.2022
Unser Mitbruder, Nikolaus Velsinger, ist am 3. Juni 2022 in Rheinland Klinikum in Hackenbroich-Dormagen verstorben. Er stand im 61. Jahr seines Ordenslebens. Exequien und Beerdigung sind am Montag, den 13. Juni 2022, um 14.00 Uhr in Knechtsteden, 41540 Dormagen.
Klaus Velsinger kommt am 24. Juli 1941 in Haldern am Niederrhein zur Welt. Seine Eltern sind Paul und Helene Velsinger, geb. Gissing. Beide Eltern verstarben sehr früh und Klaus und seine beiden Geschwister werden von einer ledigen Tante liebevoll großgezogen. Von 1948 bis 1952 besucht Klaus die Volksschule, dann folgt er seinem großen Bruder und wechselt auf das Heilig-Geist-Gymnasium in Knechtsteden (1952-1957) und anschließend auf das Heilig-Geist-Gymnasium in Menden (1957-1961).
Nach dem Abitur und dem anschließenden Noviziat in Heimbach legt er am 25. Mai 1962 die zeitliche Profess ab. Dann beginnt er seine philosophisch-theologischen Studien in Knechtsteden, die er wegen der Schließung der Hochschule in St. Georgen (Frankfurt) beendet. Nach der Priesterweihe am 14. Oktober 1967 in Knechtsteden studiert er von 1968-1974 in Münster und Bielefeld Soziologie und betätigt sich in der Pfarrei St. Bonifatius, Bielefeld. „Ich war zum ersten Mal, wie alle anderen Altersgenossen auch“, wird P. Velsinger über diese Zeit später berichten, die ihn für sein weiteres Leben prägte.
1974 dann wird er nach Brasilien gesandt, wo er nach einem Inkulturationskurs in die Pastoral der Gemeinde St. Elias in Sao Paulo einsteigt. Im Haus der Philosophiestudenten, Vila Mangalot, übernimmt er von 1976-1980 die Leitung und wird 1980 zum Prinzipaloberen des Distriktes Südbrasilien gewählt; ein Amt, das er sechs Jahre lang bekleidet. 1987 wechselt er in die Pastoral am Stadtrand von São Paulo im Stadtteil Jardim Planalto. Dort begleiten die Spiritaner damals elf Basisgemeinden von Migranten aus dem Nordosten des Landes.
Die Arbeit in diesen Basisgemeinden ist es, die P. Velsinger als Seelsorger und als Mensch in den Bann zieht und nicht mehr loslässt. Um so schwerer fällt es ihm, als ihn 1994 die Bitte erreicht, für sechs Jahre nach Deutschland zurückzukehren, um das Amt des Provinzsekretärs in der deutschen Provinz zu übernehmen. P. Velsinger sagt dennoch zu, seinen Mitbrüdern diesen Dienst zu erweisen, unter der Bedingung, danach wieder nach Brasilien zurückkehren zu dürfen. Eigentlich ein Mann der Seelsorge nicht der Verwaltung, macht er seine Aufgabe mehr als gut. Er sucht den Kontakt zu den einzelnen Mitbrüdern und kümmert sich fürsorglich und vorbehaltslos um alle; besonders die Mitbrüder, die innerlich oder äußerlich in einer Krisensituation leben, aber auch um die alten und kranken Missionare, die nach lebenslangem Einsatz ihre letzten Tage in Knechtsteden verbringen.
Obwohl ihm dies viel Wertschätzung seitens seiner Mitbrüder einträgt, und sie ihn gerne in Deutschland behalten hätten, kehrt P. Velsinger, sobald seine Amtszeit endet, 2000 nach Sao Paulo zurück; zunächst in den Stadtteil Vila Alpina, dann erneut nach Jardim Planalto. Hier ist er wieder ganz in seinem Element. Hier blüht er, der unter der ideologischen Enge und sozialen Kälte in Deutschland gelitten hatte, wieder auf. Gemäß dem Pastoralmodell von Kardinal Evaristo Arns werden die Gemeinden dort von gewählten Laien geleitet. Das entspricht ganz dem Denken und der Theologie von P. Velsinger.
2017 kehrt er aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurück. In Knechtsteden kann er sich nicht recht einfinden.
So zog sich der Sozialmensch P. Velsinger zusehends in sich zurück, und lebte mit seinen Büchern und von seinen Erinnerungen an die erfüllte Zeit in Brasilien, von der er immer wieder sagte: „Die 30 Jahre Brasilien, die kann mir zum Glück keiner nehmen. Von dieser Zeit lebe ich heute.“
Nach einem Sturz in seinem Zimmer mussten wir unseren Mitbruder in das Krankenhaus in Hackenbroich bringen. Dort verstarb er, nachdem er die Krankensalbung empfangen hatte, am 3. Juni 2022.
Autor: Patres Alfons Wehrle & Erwin Wiesler; Frau Belinda Peters
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