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Anfänge und Aufbrüche der Spiritaner in Deutschland – Teil 2

17.03.2022

Neubeginn 1895 in Knechtsteden

Nach dem Kulturkampf entschlossen sich die Spiritaner, einen zweiten Anlauf zu wagen, um in Deutschland eine Niederlassung zu gründen. Dies wurde möglich, nachdem das „Jesuitengesetz“ und damit das Verbot der Spiritaner in Deutschland (1894) aufgehoben wurde. Man entschied sich, im Rheinland nach einem geeigneten Ort Ausschau zu halten. Pater Krämer, ein Rheinländer, bekam den Auftrag dazu.

Pater Amandus Acker, CSSp

Pater Amandus Acker: Begründer der deutschen Spiritaner-Provinz

Aber nicht P. Krämer sollte der Begründer der deutschen Spiritaner-Provinz sein, sondern P. Amandus Acker. Und der war auch der richtige Mann zur richtigen Zeit für die Verfolgung der Pläne. P. Ernst Bismarck beschreibt ihn in seiner Biographie als einen „unermüdlichen, zähen, methodischen Arbeiter, starken, kühnen und unbeirrbaren Kämpfer. Er war schwierig wegen seines aufbrausenden Temperamentes, klein in einigen Facetten seines Charakters, ein Vorbild im ganzen Rest.“[1]

Bereits vor der Aufhebung des Jesuitengesetzes schrieb der damalige Generalobere P. Emonet im September 1894 einen Brief an Kardinal Kopp von Breslau und bat ihn um Unterstützung: „Eure Eminenz wissen , dass der Heilige Stuhl uns seit langem die Sansibar-Mission anvertraut hat. Vierzig Missionare bemühen sich eifrig und tapfer um das religiöse und sittliche Wohl der einheimischen Bevölkerung im Lande. Durch ihren missionarischen Dienst haben sie auch dazu beigetragen, den Frieden im Land zu sichern. Die meisten Missionare sind Elsässer oder Rheinländer, aber wenn wir unsere Werke halten und ausbauen wollen, müssen wir in Deutschland ein Haus haben, um darin deutsche Priester und Ordensberufe zu sammeln und sie für ihre spätere Mission vorzubereiten.

Wir sind, das stimmt, als Verwandte der Jesuiten aus Deutschland verbannt. Eure Eminenz wissen: aufgrund einer irrigen Annahme. Denn wir sind in Wirklichkeit eine von den Jesuiten gänzlich unabhängige Gemeinschaft. Wir verfolgen vor allem missionarische Ziele. Ich wage deshalb, eure Eminenz zu bitten, unseren bescheidenen Wunsch seiner Majestät, dem Kaiser, vorzutragen und ihn mit ihrem hohen und mächtigen Einfluss zu unterstützen.“[2]

Die Antwort des Kardinals war kurz und knapp: Er werde sich erst bemühen, wenn das Jesuitenproblem gänzlich gelöst sei.

Nachdem der Bundesrat die Spiritaner und andere Orden von der Last des Jesuitengesetze befreit hatte (am 09.07.1894), galt es, einen geeigneten Ort in Deutschland zu finden. Auch wenn P. Amandus Acker schon erste Gespräche mit Kardinal Kremenz von Köln geführt hatte, wurde er in den Verhandlungen um die Neugründung in Deutschland in die zweite Reihe zurückgerufen. An seiner Stelle wurde Pater Kraemer aus dem Rheinland ins Rennen geschickt.

Ende Juli 1894 kam P. Kraemer nach Köln zu Gesprächen mit Kardinal Krementz und der Kurie. An der Kurie hätte man ihm gerne Marienthal zurückgegeben, aber von Anfang an war auch Knechtsteden im Gespräch. Dafür sprach sich vor allem auch Kardinal Krementz aus. P. Kraemer jedoch schrieb seinem Generaloberen am 08.08.1894, es sei am besten, Marienthal zu nehmen. In Knechtsteden war nach dem Brand von 1869 ein enormes Bauwerk zu leisen, das die Kräfte des bereits schwer kranken P. Kraemer überstiegen. Das Haus in Marienthal dagegen war in den letzten Jahren von Kopf bis Fuß überholt worden und gut eingerichtet.[3]

[1] Rath, a.a.O. 57/58

[2] P. Ernst Bismarck: P. Amandus Acker 1848 – 1923.

[3] Rath: Zur Geschichte der Deutschen Provinz der Kongregation vom Heiligen Geist, Heft 5: Von Marienthal nach Knechtsteden II., 1890-1895, S. 45.

21. Oktober 1894: P. Acker zum Oberen der deutschen Ordensprovinz ernannt

Kurz vor dem Abschluss wurden die Verhandlungen über Marienthal abgebrochen. Man hatte das Kloster auch den Franziskanern angeboten, denen es früher gehörte. Sie hatten lange gezögert, es zu nehmen, aber dann entschlossen sie sich, zuzugreifen. Da blieb nur noch Knechtsteden. P. Kraemer bekam am 07.09.1894 die notwendigen Verhandlungsvollmachten. Er wollte mit dem Generaloberen P. Emonet nach Köln bzw. Knechtsteden reisen, um das Projekt zu besichtigen. Doch dazu kam es nicht. Am 10. Oktober 1894 verstarb P. Kraemer.

Zum Zeitpunkt des Todes von P. Kraemer weilte P. General Emonet bereits in Köln. Er sah sich Knechtsteden an und war zufrieden. Er ließ P. Amandus Acker nach Köln kommen, damit dieser die Verhandlungen mit der Regierung weiterführe.

Die Kolonialabteilung des auswärtigen Amtes teilte P. Acker am 14.10.1894 mit, dass das Jesuitengesetz auf die „Kongregation der Priester vom Heiligen Geist“ keine Anwendung finde. Damit stünde der Gründung einer Niederlassung in Deutschland nichts mehr im Wege. Allerdings dürfen nur deutsche Reichsangehörige aufgenommen werden und die Gesellschaft habe sich aller anderen Zwecke als der Ausbildung der Missionare zu enthalten. Außerdem müsse das Gesuch „von einem gehörig legitimierten Bevollmächtigten der Missionskongregation bei den Herren Ministern gestellt und von einem deutschen Bischof befürwortet und der Ort der Niederlassung genehmigt werden.“[1]

Der Generalobere P. Emonet ernannte daraufhin P. Acker am 21.10.1894 zum Oberen der geplanten deutschen Ordensprovinz. Am 23.10.1894 wurde P. Acker in seinem Amt als Provinzial vom Kardinalpräfekten der Kongregation für die Ausbreitung des Glaubens in Rom bestätigt.

P. Acker richtete daraufhin ein Gesuch an den Kultus- und den Innenminister. Erst am 25.02.1895 erhielt er vom Regierungspräsidenten die Genehmigung zur Errichtung der Niederlassung in Knechtsteden. Anfang März 1895 kam P. Acker nach Köln, um die Verhandlungen mit der Kölner Stadtverwaltung (der Armenverwaltung) über den Kauf und vor allem über den Kaufpreis für die Abtei Knechtsteden zu beginnen. Die Kölner Stadtverwaltung setzte den Preis auf 180.000 Mark fest. „Der Kaufvertag wurde am 23.10.1895 im erzbischöflichen Haus in Köln unterzeichnet, Da P. Acker noch nichts unternommen hatte, um die Rechte einer juristischen Person zu erwerben, leistete Kardinal Krementz für ihn die Unterschrift.“[2] Er kaufte das Kloster Knechtsteden als Treuhänder für die Spiritaner.

 

 

[1] Rath, a.a.O. S. 60

[2] Rath: Die Knechtstedener Provinz 1895-1948, S. 16

Knechtsteden entwickelte sich prächtig

Ab dem 02. Oktober 1895 lebte und wirkte P. Acker in Knechtsteden. Er begann sein Werk mit Bruder Maria-Paul Schikarski, einem jungen, hervorragenden Schreinermeister. Im Laufe des Wirkens kamen weitere vier Patres, zwei Brüder und ein Novize hinzu. Und es folgten weitere gute und eifrige Mitarbeiter.

1896 nahm P. Acker 26 Schüler und 17 Aspiranten für den Brüderberuf in seine Gemeinschaft auf. Am 10.02.1896 begann in den aus den Brandruinen errichteten Räumlichkeiten der Unterricht, Kardinal Krementz erteilte dem Missionshaus Knechtsteden am 03.05.1896 die kirchliche Weihe.[1]

Die Ausbreitung der deutschen Spiritaner-Provinz nahm ihren Lauf. Knechtsteden entwickelte sich prächtig. Die Brüder sorgten mit Handwerksbetrieben und Landwirtschaft für ein autonomes Leben der Gemeinschaft. Schüler wurden ausgebildet, eine philosophisch-theologische Hochschule entstand und von Knechtsteden aus breiteten sich die Spiritaner ins Elsass und ins ganz Deutschland und auch in den Missionen in Übersee aus.

Amadus Acker war 24 Jahre lang Provinzial der deutschen Spiritaner-Provinz. Ihm folgten bis hetue 13 Mitbrüder, die sich wie er für die Weiterentwicklung und den Fortbestand der Spiritaner in Deutschland und weltweit engagierten.

 

 

[1] Rath, a.a.O. S. 19

Wiederbegründung der deutschen Spiritanerprovinz: "Bestehende Werke weiterführen und neue Wege des Engagements finden"

Pater Innocent Izunwanne, CSSp (Provinzial)

Seit der Wiederbegründung der deutschen Spiritanerprovinz am 02.02.2022 ist P. Innocent Izunwanne der Provinzial. Zum Werk und Wirken P. Ackers sagt er: „P. Acker hat sehr viel geleistet, das verdient allen Respekt. Er hat seine reichen Erfahrungen aus seiner Mission in Ostafrika (Bagamoyo) in Deutschland eingebracht. Wichtig ist auch, dass er nicht alleine gearbeitet hat5, sondern von Anfang an mit Missionsfreunden und Förderern.“

Gefragt nach den Ideen und Visionen für die Zukunft antwortet P. Innocent: „Beim Gründungskapitel im Juli werden wir die Visionen besser formulieren. Bestehende Werke möchten wir weiterführen und neue Wege des Engagements finden. Nach dem Vorbild von P. Acker werden wir auch verstärkt die Zusammenarbeit mit Laien und Förderern suchen. Wir wollen das Vertrauen aufbauen, dass wir da sind für die Menschen, dass wir ihnen zuhören und beistehen, so gut wir es können. Und dann müssen wir uns natürlich auch Gedanken machen über Knechtsteden als Stützpunkt der Spiritaner in Deutschland. Die finanzielle und personelle Lage ist derzeit nicht einfach.“

Autor: Pater Michael Wegner, CSSp

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