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Impuls zum Gründonnerstag 2022

14.04.2022

"Hinterlassen wir Zeichen auf unserem Lebensweg: Zeichen in den Herzen anderer Menschen"

Die Feier des Gründonnerstags ist der Einstieg in das österliche Triduum. Gründonnerstag ist die Ouvertüre zu einer das Leben tragende und Leben spendenden Vision: Die Vision, dass der Tod eben nicht das letzte Wort hat, sondern dass jenseits der Todeswasser sich Ostern – Lebenswasser auftun.

„Himmel hoch jauchzend, zum Tode betrübt“. Mit diesen Worten Goethes hatte ich den Palmsonntag überschrieben. Das trifft auch auf den Gründonnerstag zu. Der Gründonnerstag hat nichts mit der Farbe Grün und der grünenden, sprießenden Natur zu tun, die wir im Moment erleben dürfen. Dahinter steht das mittelhochdeutsche Wort „greinen“ = weinen und klagen. Die Todesangst Jesu, sein Leiden und Sterben lasten auf der Stimmung dieses Tages.

„Hinterlasst Zeichen auf eurem Weg!“

Im Mittelpunkt des Gründonnerstags steht das gemeinsame Festessen Jesu mit seinen Jüngern und das Waschen der Füße. Brotbrechen und Fußwaschung. Es sind diese beiden großen Erinnerungszeichen, mit denen Jesus selbst seine bevorstehende Passion deutet. Jesus selbst hat also ein deutliches Zeichen hinterlassen.

Da kommt mir eine Geschichte aus Afrika in den Sinn. Die erzählt, wie ein Mann schickte seine beiden Söhne, Tambu und Rafiki, hinaus ins Grasland schickt, um sich in den Dörfern umzusehen. Er gab ihnen den Auftrag mit: „Hinterlasst Zeichen auf eurem Weg.“ Tambu hinterlässt zahlreiche Zeichen am Wegesrand, begegnet dabei aber keinem Menschen. Rafiki dagegen hinterlässt durch seine Begegnungen Zeichen in den Herzen der Menschen.

Solche bleibenden Zeichen zu setzen, das sollte auch immer unser Bemühen sein. Zeichen wie: Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Zuwendung. Aufmerksamkeit ist „das Sammeln der Sinne und des Geistes auf jemanden oder etwas“. Aufmerksamkeit ist aber auch „Gefälligkeit, eine höfliche und freundliche Handlung“ – also Entgegenkommen, Takt Wertschätzung bedeutet Würdigung, Rücksicht, Anerkennung, Bewunderung, Respekt. Wertschätzung ist eine hohe Meinung, die man von jemandem oder etwas hat Zuwendung bedeutet, in die Richtung von jemandem oder etwas wenden, jemanden anschauen, Interesse zeigen. Zuwendung bedeutet aber auch, jemandem etwas zukommen lassen.

Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Zuwendung Jesu verdichten sich in der Fußwaschung beim letzten Abendmahl

Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Zuwendung, das sind auch die „Wegzeichen“ Jesu. Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Zuwendung hat Jesus beispielhaft vorgelebt und aufgezeigt durch die Begegnung mit suchenden und fragenden Menschen und durch die Heilungen.

Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Zuwendung Jesu verdichten sich in der Fußwaschung beim letzten Abendmahl. Mit der Fußwaschung hinterlässt Jesus ein nie mehr auszulöschendes Zeichen in den Herzen der Menschen. Die Fußwaschung ist ein einfaches Zeichen des Dienens, damit andere sich wohl fühlen. Jesus macht sich klein vor den Menschen, die er liebt, er legt sich krumm für sie, er wäscht ihnen die Füße. Wo sich jemand so klein macht vor mir und mein Wohl im Auge hat, da kann ich im leicht meine Unsicherheit und meine Sorgen anvertrauen. Da kann ich ihm zeigen, dass ich ein armer, hilfloser und verletzlicher Mensch bin; dass ich angewiesen bin auf die Liebe und die Hilfe des anderen.

Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Zuwendung Jesu gipfeln am Karfreitag im Kreuz. Er hat aus Wertschätzung und Zuneigung, aus Liebe zu uns Menschen Leiden und Tod auf sich genommen und durch das Kreuz ein bleibendes Zeichen gesetzt, das durch seine Auferstehung zum Zeichen des Heils wurde.

Folgen wir dem Beispiel Jesu, folgen wir dem Beispiel Jesu. Hinterlassen wir Zeichen auf unserem Lebensweg: Zeichen in den Herzen anderer Menschen. Gelegenheiten dazu gibt es genügend gerade auch in unserer von Krieg und Flucht gezeichneten Welt.

Autor: Pater Michael Wegner, CSSp

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