16.09.2022
Jesus lobt die Klugheit des unehrlichen Verwalters! Aber er empfiehlt damit nicht die Betrügereien des Verwalters zur Nachahmung, sondern seine Fähigkeit, für seine Zukunft zu sorgen. Die Klugheit des Verwalters ist lobenswert, weil er sich in höchster Not zu helfen weiß. Es kommt darauf an, die rechte Entscheidung zu treffen. Das aber setzt voraus, dass die Situation richtig erkannt und beurteilt wird. Und darin ist der Verwalter vorbildlich.
Lukas setzt im heutigen Evangelium die Gleichnisrede Jesu fort. Während mich die Gleichnisse vom Verlorenen und wieder gefundenen am vergangenen Sonntag zufrieden und friedlich gestimmt haben, ärgert mich das „Gleichnis vom klugen Verwalter“. Jesus lobt die Klugheit des ungerechten Verwalters! Was soll das? Siegt jetzt der Betrug über Ehrlichkeit, der Eigennutz über Anstand und Gerechtigkeit?
Mich ärgert aber auch noch ein zweites: Die ganze Zeit kümmert sich der reiche Mann nicht um sein Vermögen. Hauptsache, das Geschäft läuft: Vertrauen gegen Vertrauen. Kaum aber wird der Verwalter beschuldigt, dass er seine Arbeit nicht ordentlich macht, fliegt er raus. Kein Überprüfen der Vorwürfe, keine Möglichkeit der Rechtfertigung, kein ordentliches Verfahren!
Der Schlüssel zum Verständnis dieses Gleichnisses liegt bei dem Verwalter selbst. Bei ihm handelt es sich um einen Menschen, dem das Messer an der Kehle sitzt und der sich in dieser Lage skrupellos, aber entschlossen die Zukunft sichert.
Und vielleicht sollten wir uns einmal fragen:Der Schlüssel zum Verständnis dieses Gleichnisses? So viele Möglichkeiten bleiben gar nicht. Widerspruch nützt nichts mehr; richtig stellen geht auch nicht mehr. Bleibt also nur der Blick, wie es in Zukunft weitergehen soll.
Die eine Möglichkeit: Ich gehe das Übel grundsätzlich an. Der Verwalter hätte zumindest einen Versuch starten können, nachzuweisen, dass er nicht betrogen hat. Oder er hätte Reue zeigen und erklären können, dass er das veruntreute Geld so schnell wie möglich zurückzahlt und sich in Zukunft anders verhält.
Die Alternative wäre: die eigenen Möglichkeiten in den Blick zu nehmen. Und genau das tut der Verwalter. Dabei ist ihm offensichtlich jedes Mittel recht. In einem Selbstgespräch setzt er sich mit seiner scheinbar ausweglosen Lage auseinander und es geht ihm ein Licht auf! Er weiß, was er zu tun hat: Für schwere, körperliche Arbeit taugt er nicht, zu betteln schämt er sich. Also gibt es nur einen Ausweg: Sich bei den Schuldnern beliebt zu machen. Und dabei ist der Verwalter sehr klug. Er hat offenbar die Schuldscheine in Verwahrung, die die Schuldner eigenhändig ausgestellt haben. Er lässt sie deshalb selbst die Änderung vornehmen in der Hoffnung, dass der Betrug bei gleicher Handschrift nicht auffallen wird.
Jesus lobt die Klugheit des unehrlichen Verwalters! Aber er empfiehlt damit nicht die Betrügereien des Verwalters zur Nachahmung, sondern seine Fähigkeit, für seine Zukunft zu sorgen. Der heilige Augustinus sagt: „Jesus lobt nicht die Untreue des Klugen, sondern die Klugheit des Untreuen.“ Die Klugheit des Verwalters ist lobenswert, weil er sich in höchster Not zu helfen weiß. Es kommt darauf an, die rechte Entscheidung zu treffen. Das aber setzt voraus, dass die Situation richtig erkannt und beurteilt wird. Und darin ist der Verwalter vorbildlich.
Jesus will uns ans Herz legen, was der Verwalter in seiner „Klugheit“ erkannt hat: Es kommt darauf an, den Ernst der Stunde zu erfassen und die entscheidende Antwort in der rechten Gestaltung des Lebens zu finden. Und für uns Christen ist das die Hinwendung zur Botschaft Jesu. Und die Botschaft Jesu heute lautet: „Ihr könnt nicht zwei Herren dienen: Gott und dem Mammon!“ Ihr müsst eine Entscheidung treffen: eine Lebensentscheidung! Das heißt aber nicht, dass diese Entscheidung nicht hin und wieder hinterfragt, korrigiert, neu ausgereichtet werden muss. Und dabei ist unsere Klugheit, unsere Sensibilität, unser Realitätssinn gefragt.
Autor: Pater Michael Wegner, CSSp
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