10.09.2022
Mit seiner Rede vom Verlorenen und wieder Gefundenen will Jesus uns ermutigen. Er will uns die Angst nehmen und uns Mut machen, uns nicht selbst aufzugeben, wenn wir uns verirrt haben, wenn wir den Glauben an Gott und an uns selbst verloren haben. Genau dann lässt Gott uns nicht im Stich; dann sucht er nach uns und schenkt uns die Kraft zum Neuanfang.
Der Evangelist Lukas fasst gleich mehrere Gleichnisse in einer Rede Jesu zusammen: das Gleichnis vom verlorenen und wieder gefundenen Schaf, das Gleichnis von der verlorenen und wieder gefundenen Drachme und das Gleichnis vom verlorenen und wieder gefundenen Sohn.
„Von der Geduld“ – oder „Vom Verlorenen und wieder Gefundenen“, so könnten wir diese Rede Jesu überschreiben. Jesus erzählt in Gleichnissen, wie unvorstellbar gütig und barmherzig Gott ist. Zwei wichtige Botschaften, die für unser Leben prägend und tragend sein können, will Jesus uns damit vermitteln:
Erstens: In den Augen Gottes geht niemand für immer verloren, wenn er guten Willens ist, umzukehren. Gott liebt alle Menschen und gibt jedem eine Chance.
Zweitens: Gott sucht den Vermissten. Er hält die Tür offen. Er streckt die Hand entgegen. Er wartet auf die Rückkehr der Gestrauchelten. Er grenzt keinen aus, schreibt niemanden ab. Das bestätigen auch zahlreiche Beispiele aus der Kirchengeschichte.
Saulus war z. B. ein feuriger Eiferer im Kampf gegen die jungen Christengemeinden. Er wurde zum Paulus und großen Völkerapostel. „Ich habe Erbarmen gefunden“ schreibt er voller Dank und Überzeugung an seinen Schüler Timotheus.
Augustinus führte ein liederliches Leben, bis Gott ihn rief und ihn zu einem seiner Getreuen machte.
Charles de Foucauld war ein Lebemann in der Pariser Gesellschaft. Doch dann ging er in sich und begann ein völlig neues Leben. Am Ende wurde er Missionar in der nordafrikanischen Wüste.
Diese drei Beispiele zeigen, bei Gott ist niemand ganz und gar verloren. Er gibt eine Chance zum Neuanfang. Er lässt sich wieder finden. Wer liebt und geliebt wird, der ist niemals ganz verloren. Wer umkehrt und neu beginnt, folgt den Spuren der Liebe und entdeckt Gottes Spuren in seinem Leben wieder neu.
Wenn wir uns ohne Sinn und Halt fühlen, wenn wir uns verlassen und verloren vorkommen, dann rufen wir: „Gott, wo bist du?“ Dann sind wir auf der Suche nach Gott. Jesus macht uns mit den heutigen Gleichnissen klar, dass es anders ist, nämlich genau umgekehrt: Nicht der Mensch sucht nach Gott, sondern Gott sucht nach dem Menschen! Wir Menschen sind ihm das wichtigste Anliegen. Ja, Gott schreibt keinen Menschen ab. Bei ihm heißt es nicht: „Aus den Augen, aus dem Sinn!“ Bei ihm heißt es: „Mensch, wo bist du?“ Und bei Gott schäumt die Freude so richtig auf, wenn er den verlorenen Menschen wieder gefunden hat.
Mit seiner Rede vom Verlorenen und wieder Gefundenen will Jesus uns ermutigen. Er will uns die Angst nehmen und uns Mut machen, uns nicht selbst aufzugeben, wenn wir uns verirrt haben, wenn wir den Glauben an Gott und an uns selbst verloren haben. Genau dann lässt Gott uns nicht im Stich; dann sucht er nach uns und schenkt uns die Kraft zum Neuanfang.
Autor: Pater Michael Wegner, CSSp
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