05.03.2022
Die Fastenzeit ist, um es in der heutigen Computersprache zu sagen, der „Reset-Knopf“ für den Lebenslauf, der irgendwo verläuft zwischen durchgetaktetem Arbeitsleben, stressigem Familienleben, hochtourigem Freizeitgenoss und alltäglichem Trott. Fast jeder spürt doch, dass es eigentlich mal wieder an der Zeit wäre, innezuhalten, sich wieder neu zu erspüren und zu erfahren, die Koordinaten wieder neu auszurichten. Dazu lädt uns Jesus heute gleichsam ein. Er lädt uns ein, mit ihm die die Wüste zu gehen und – auch wenn der Alltag weiterläuft – ein wenig zur Ruhe und zur Selbstfindung zu kommen.
Die Fastenzeit beginnt mit dem großen Thema der Versuchung. Es ist die Stimme des Versuchers in der Wüste, des Teufels, der mit Jesus spricht und ihm verlockende Angebote macht (Lk 4, 1-13).
Auch wir werden in der Fastenzeit in so mancherlei Versuchung geführt. Es gibt so viele verlockende Angebote zur besonderen und effektiven Gestaltung der Fastenzeit: Heilfasten, Klimafasten, Medienfasten, um nur drei Beispiele zu nennen. Und dazu werden uns dann auch die entsprechenden Wegweiser und Orientierungshilfen angeboten. Ich habe einmal im Internet recherchiert, was da so angeboten wird:
Die katholische Landvolk-Bewegung Augsburg bietet einen Fastenbegleiter an unter dem Titel: „Jona: labil und stabil“. Jona wird präsentiert als ein Mensch, der viel mit den von der Pandemie geforderten Menschen von heute (also mit uns) zu tun hat. Wer sich auf Jona und seine Wendungen einlässt, der wird reich beschenkt im neuen Leben an Ostern ankommen!
Das Schulpastorale Zentrum des Erzbistums München-Freising bietet sieben Briefe mit Impulsen zur Vorbereitung auf Ostern an unter dem Titel: „Unterwegs“. Sie laden dazu ein, Anlauf zu nehmen, Routen zu berechnen, bergauf zu kraxeln und bergab zu rennen, Karten zu lesen, Schritt für Schritt dem Ziel entgegenzugehen.
Die Aktion „Andere Zeiten“ (Hamburg) bieten einen Fastenwegweiser an unter dem Stichwort „wandeln“. Dieser ermutigt zum Aufbruch und zum Neubeginn: Wer aufbricht, um Neues ins Auge zu fassen, wer zu wandeln beginnt, hat schon den ersten Schritt getan, auch sich selbst zu wandeln.
Das Erzbistum Paderborn bieten einen Fastenkalender an mit dem verlockenden Tittel: „Mehrwert steuern“. Er lädt dazu ein, die Fastenzeit zu erleben als eine Chance für ein Mehr an Leben durch bewusste Gestaltung der Zeit, durch Verzicht und Auswählen.
Das sind doch alles recht verlockende, versucherische Angebote! Aber ist Ihnen dabei auch etwas aufgefallen? Immer müssen wir dabei aktiv werden, also zusätzliche Aktivitäten und Anstrengungen auf uns nehmen, über die Anforderungen und Belastungen des Alltags hinaus! Ist das wirklich der Sinn der Fastenzeit?
Die Fastenzeit ist, um es in der heutigen Computersprache zu sagen, der „Reset-Knopf“ für den Lebenslauf, der irgendwo verläuft zwischen durchgetaktetem Arbeitsleben, stressigem Familienleben, hochtourigem Freizeitgenoss und alltäglichem Trott. Fast jeder spürt doch, dass es eigentlich mal wieder an der Zeit wäre, innezuhalten, sich wieder neu zu erspüren und zu erfahren, die Koordinaten wieder neu auszurichten.
Dazu lädt uns Jesus heute gleichsam ein. Er lädt uns ein, mit ihm in die Wüste zu gehen und – auch wenn der Alltag weiterläuft – ein wenig zur Ruhe und zur Selbstfindung zu kommen. Jesus lässt den Alltag, die Arbeit und die Sorgen hinter sich und geht in die Wüste, in die Leere, in die Stille. Hier findet er seine Lebensorientierung wieder neu. Von nun an weiß er, wer er ist und was er will, was sein Auftrag ist. Seit dem Wüstenaufenthalt und seinen Versuchungen ist ihm klar, worauf es in seinem Leben ankommt.
Ach, wie schön wäre es, wenn ich das auch immer wüsste! Spüren Sie nicht auch das Bedürfnis, dem eigenen Leben wieder neu auf die Spur zu kommen? Dann kann ich Ihnen nur raten: Geben Sie diesem Bedürfnis nach! Nehmen Sie für eine Weile Abstand von den alltäglichen Gewohnheiten. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst. Die gerade begonnene Fastenzeit eignet sich hervorragend dazu!
Autor: Pater Michael Wegner, CSSp
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