„Cor unum et anima una“ - „Ein Herz und eine Seele“ – das klingt für mich sehr weihnachtlich! Das klingt so friedvoll. Doch unsere Welt zeigt sich momentan so ganz anders: Putin, Erdogan und andere Machthaber provozieren die Welt. Krieg, Verfolgung, Terroranschläge, Atombomben, Mobbing, Misshandlungen prägen unser Zeitgeschehen. Die Nachrichten, die wir täglich hören und sehen, zeugen nicht von Idylle, von Frieden.
„Ein Herz und eine Seele“, das sind heutzutage auch oft nicht mehr unsere Familien. Das wird gerade in diesen Weihnachtstagen deutlich. Auch da gibt es manche Spannungen, Konflikte, Brüche; manch gebrochenes Herz und manche verletze Seele.
„Ein Herz und eine Seele“ – das ist dennoch die Krenbotschaft von Weihnachten! Im Kind im Stall, im Kind in der Krippe, wird Gott Mensch, einer von uns, ja, er wird „ein Herz und eine Seele“ mit den Menschen und mit seiner Schöpfung. Es geht um ein Kind. Und in diesem Kind kommt Gott zur Welt. In diesem Kind in der Krippe von Bethlehem kommt die Hoffnung zur Welt.
Die Hirten waren die ersten Hörer der Weihnachtsbotschaft. Und Hirten waren zur Zeit Jesu arme, wenig angesehene Leute. Ausgerechnet sie erfahren als erste die weltumwandelnde Neuigkeit dieser Nacht. Dadurch wird deutlich: Weihnachten will nicht ablenken von der Not und den Sorgen dieser Welt. Gott kommt in keine heile Welt, sondern dorthin, wo menschliches Leben noch offen, vielfach zerrissen, verwundet, belastet ist von großen und kleinen Sorgen, die schlaflos machen, die sich zwar verdrängen, aber nicht einfach auslöschen lassen. Gott kommt in eine Welt, in der auch heute noch Menschen ausgegrenzt, an den Rand gedrängt werden, heimatlos sind. Gott kommt in eine Welt, in der es immer noch Krankheit, Leiden und Sterben gibt.
Die Hirten erhalten die Nachricht nicht per Post, nicht per Fax oder Email, per SMS oder What’s-Ap. Es ist ein himmlischer Bote, von der Herrlichkeit Gottes umleuchtet, der den Hirten die rettende Botschaft verkündet. Zum Zeichen, dass jetzt der langersehnte Messias da ist, wird ihnen ein Kind genannt, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Größer, unbegreiflicher könnte die Spannung zwischen der gewaltigen Verheißung und der sichtbaren, demütigen Wirklichkeit nicht sein! Staunend dürfen wir zusammen mit den Hirten vor der Krippe stehen und glaubend bekennen: Christ, der Retter ist da – „cor unum et anima una“ mit uns Mensch!
Die Hirten bleiben nicht in Bethlehem stehen: Sie glauben und kehren zurück – vom Außergewöhnlichen zum Alltäglichen. Sie sehen ihr Leben nun in einem neuen Licht, dem „wahren Licht, das jeden Menschen erleuchtet“. Und sie geben von diesem Neuen Kunde, sagen es weiter. Der Lobpreis Gottes ist in ihrem Mund und in ihrem Herzen!
Wie die Hirten, so dürfen auch wir die Freude der Weihnacht, das unfassbare Zeichen der Liebe und Nähe Gottes zu uns Menschen – mitnehmen in unseren Alltag, in unsere Familien, in denen sich nicht nur an Weihnachten der Herzenswunsch Jesu verwirklichen soll: „cor unum et anima una!“ „Ein Herz und eine Seele“ – und allen Menschen Frieden auf Erden.!
In diesem Sinne: Friedvolle, frohe, gesegnet Weihnachten uns allen. „Cor unum et anima una“ auch im neuen Jahr 2023.
Autor: P. Michael Wegner CSSp.
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