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Impuls zum 4. Advent 2022 (Mt 1, 18-24)

15.12.2022

Im Evangelium des vierten Advent begegnen wir Josef, dem Mann der Träume. Ihn einfach als einen Träumer zu bezeichnen, wäre nicht korrekt, denn er träumt ja nicht einfach in den Tag hinein. Josef gehört zu den Stillen im Lande, zu den Menschen, die allein durch ihr Wirken reden. Er gilt als der große Schweiger, der Mann im Hintergrund.

Vierter Advent

Foto: mit freundlicher Genehmigung des Karmelitinnenkloster Himmelspforten

Josef, ein Mann ohne große Worte. Doch sein Schweigen ist nicht das eines Menschen, der nichts zu sagen hat, kein Schweigen der Sinnlosigkeit und Leere, sondern erfülltes Schweigen, in das hinein Gott spricht. Er folgte Gottes Ruf, obwohl der alles andere als leicht zu verstehen war. Er nahm den Plan an, den Gott für ihn vorsah; nicht weil er nicht anders konnte, sondern weil er Gott vertraute. Josef hat damit gerechnet, dass Gott redet. Im Traum vernimmt er Wort und Weisung. Da er, wie es in der Schrift heißt, gerecht war, hat er Maria nicht bloßgestellt, sondern ihr Ansehen und ihre Ehre geschützt.

Vor der Klosterkirche im Karmel in Würzburg-Himmelspforten befindet sich eine Darstellung des hl. Josef als der Hörende, der sein Ohr öffnet für den Ruf Gottes. Josef legt seine Hand ans Ohr, um besser zu vernehmen, was auf ihn zukommt.

Er hört die Botschaft des Engels: „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen, denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist“ (Mt 1,20). Indem Josef hinhört, was ihm mitgeteilt wird, wird das Gehörte für ihn so zwingend, dass er sich danach richtet. Er schweigt und hört, er handelt. Josef ist also einer, der im Hinhören hellwach ist!  Auf Gottes Anstoß hin wagt er neue Schritte in die Zukunft.

Im Hinhören vernimmt Josef, dass die Zielrichtung des weiteren Lebens neu bestimmt ist. Im Hören erweist er sich als ein Mann, der sich enteignen lässt von persönlichen Plänen. Er hört und nimmt sich zurück. Keine Einwände und kein Hinterfragen. Schweigend stellt er sich in den Dienst Gottes. Der hörende Josef ist nicht der alte Mann, der gedankenlos nicht mitbekommt, was los ist oder zu tun ist. Weil er darauf vertraut, dass das Gehörte von Gott kommt und dass der es gut und richtig mit ihm meint, lässt er sich auf das Abenteuer ein, auch wenn er es nicht sofort durchschaut.

Josef, der Träumende, der Hörende, der Zurückhaltende, er ist auch ein Mann der Treue! Josef hält die Treue zu Maria. Er kümmert sich trotz der schwierigen Umstände um eine angemessene Geburt. Josef hält seinem Sohn die Treue, obwohl er ja nicht von ihm ist. Und Josef hört auf die Stimmer seines Gottes und folgt ihr.

Treue ist eine große Tugend. Vielleicht ist sie seltener geworden als früher. Doch ohne Treue gelingt eigentlich nichts. Treue darf man aber nicht verwechseln mit Sturheit. Treue bedeutet nicht, die Meinungen und Menschen nicht auch gelegentlich einer Prüfung zu unterziehen. Treue braucht Gewissheit, manchmal vielleicht auch gewisse Sicherheit. Treue braucht Vertrauen. Vertrauen wir uns, wie Josef, der Träumende, dem an, der ist, der war, der kommen wird, ja der kommen will durch unsere Treue zu ihm, hinein in diese, unsere oft so heil- und friedlose Welt.

Autor: P. Michael Wegner CSSp.

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