12.07.2022
„Zukunft mit Hoffnung wagen! Diess war das Thema des Provinzkapitels der am 02.02.2022 wieder errichteten Provinz Deutschland der Spiritaner. Bereits in den zurückliegenden Beiträgen haben wir gesehen, dass dies nicht der erste Aufbruch und Neuanfang ist. Voller Hoffnung und Zuversicht gab es im Laufe der reichen Geschichte der deutschen Spiritaner-Provinz schon zahlreiche „Neustarts“. Im heutigen Beitrag wollen wir auf Spurensuche gehen, um zu verstehen, was die Spiritaner in Deutschland bewog, im Jahr 2010 die Eigenständigkeit aufzugeben und eine Region in der Provinz Europa zu werden und was sie nun bewog, wieder den Schritt in die Eigenständigkeit zu gehen.
Um zu verstehen, was die deutschen Spiritaner bewog, in die Provinz Europa zu integrieren, spreche ich mit P. Bruno Trächtler, der damals Provinzial der deutschen Provinz war und diese Entscheidung aus ihrer geschichtlichen Entwicklung heraus am besten erklären kann.
„In der Zeit, als P. Peter Marzinkowski Provinzial war und ich Provinzsekretär und Stellvertreter, (ab dem Jahr 2000) kam beim Treffen der europäischen Provinziale die Idee auf, in manchen Dingen gemeinsame Sache zu machen. P. Marzinkowski sah damals die Schwierigkeiten, die wir in der deutschen Provinz hatten bezüglich des Personals für die Werke (Notel, MaZ, HGG). Die Vision von der Zusammenarbeit mit Mitbrüdern aus afrikanischen Provinzen war noch nicht ganz ausgereift. P. Marzinkowski hat Ziele formuliert, die Möglichkeiten aufzeigten, wie man gemeinsam vorgehen könne. Fast alle europäischen Provinzen gaben dazu ein positives Signal (außer Frankreich, Polen und Portugal). Die Idee wurde vom damaligen Generaloberen Jean Paul Hoch sehr unterstützt. Auch P. Dick Olin als Koordinator der europäischen Provinziale setzte sich dafür ein. Als Nachfolger von P. Marzinkowski im Amt des Provinzials bin ich den eingeschlagenen Weg konsequent weiter gegangen. Es gab damals schon die gemeinsamen Projekte in Kroatien, Rostock und Aranda (Spanien) unter der Koordination der europäischen Provinziale. Diese Werke sollten bestärkt und ausgebaut werden. Nun kam als weiteres Ziel hinzu, eine Provinz Europa zu gründen als „Hut“, unter den alle Provinzen schlüpfen können, die nicht mehr selbstständig bleiben können. Belgien und Deutschland waren die Vorreiter. Im Jahr 2006 wurden zusammen mit dem Generaloberen und seinem Rat die ersten Statuten für eine Provinz Europa erarbeitet. Darin wurde als Ziel formuliert, „die Anwesenheit der spiritanischen Mission in Europa zu gewährleisten, im besonderen durch die Erstellung und durch die Animation der missionarischen Projekte der Spiritaner in Europa.“ In der Folgezeit kam zu regelmäßigen Treffen und Provinzversammlungen und schließlich im Jahr 2010 zur Gründung der Provinz Europa, deren erster Provinzial P. Dick Olin wurde. Leider ist die Entwicklung dieser Provinz nicht weitergegangen. Belgien und Deutschland blieben die beiden einzigen Regionen in der Provinz Europa.“
Wie es zur Wiederbegründung der Provinz Deutschland kam, erläutert P. Provinzial Innocent Izunwanne in seinem Bericht zum Provinzkapitel: „Vor zwölf Jahren, am 29. Juni 2010 wurde die damalige deutsche Provinz nach 115 Jahren aufgelöst und im Rahmen einer Umstrukturierung zu einer Region in der neugegründeten „Provinz Europa“. Die alten deutschen Mitbrüder hatten feststellen müssen, dass die eigenen Kräfte nicht mehr lange reichen werden, um alle Aufgaben einer Provinz wahrzunehmen.
Nach nunmehr 122 Jahren hat sich die Lage verändert: Zwischenzeitlich sind zahlreiche junge Mitbrüder aus mehreren Spiritanerprovinzen nach Deutschland gekommen, um hier pastoral zu arbeiten. Sie übernehmen auch innerhalb des Ordens Verantwortung. Sie haben die meisten Leitungsämter sowie zahlreiche ordensinterne Ämter inne und tragen durch ihre Arbeit in den Pfarreien darüber hinaus zur wirtschaftlichen Stabilisierung der deutschen Provinz bei. Die Neugründung unserer Provinz ist somit Ausdruck einer wieder erstarkten spiritanischen Präsenz. Die deutsche Provinz hat Kapazitäten, neue Wege zu beschreiten und neue missionarische Projekte zu entwickeln. Als Spiritaner können wir in dieser von Krisen und Nöten erschütterten Welt einen wichtigen und guten Beitrag zum Wohle aller Menschen leisten.“
Bereits in der Einladung zur Vorbereitung des Provinzkapitels schrieb P. Innocent: „Es ist eine Chance, uns eine tragfähige, effiziente Struktur zu geben. Eine Chance, die Aufgaben und Einsatzgebiete der Spiritaner in Deutschland neu zu definieren oder schärfer abzugrenzen. Eine Chance, Althergebrachtes mit neuem Leben zu erfüllen. Eine Chance, Visionen zu entwickeln und Neues zu wagen. Es ist die Einladung, die Zukunft mit Hoffnung zu wagen!“
Damit dieser Neuanfang gelingen kann, sind wir Spiritaner auch auf die Hilfe und Unterstützung von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, von Freunden und Förderern angewiesen. Allen, die das jetzt schon tun, sei ein herzliches Dankeschön gesagt. Nur gemeinsam sind wir stark. Darin liegt unsere Hoffnung.
Autor: P. Michael Wegner, CSSp
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