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Anfänge und Aufbrüche der Spiritaner in Deutschland - Teil 8

15.10.2022

Start im Osten Deutschlands – Rostock

„Nach dem Wegfall der Mauer in Berlin (1989) und des Eisernen Vorhanges in ganz Europa hat der Pfingstgeist die Spiritaner in Europa dazu angetrieben, Visionen und Projekte in Ostdeutschland zu entwickeln.“ So beginnt P. Johannes Henschel (+ 2018) seine Chronik zum 20-jährigen Wirken der Spiritaner in Rostock 2014.

Ein geistliches Zentrum für missionarische Animation

Die Ordensleitung nahm Kontakt auf mit Bischof Leo Nowak in Magdeburg, der den Spiritanern die „Kuratie St. Petri“ in der Erfurter Altstadt anbot. Dazu zählten ca. 1000 Katholiken, die meist in Wohnblocks aus der sozialistischen Zeit lebten. Der Bischof schlug vor, hier ein geistliches Zentrum zu bilden und von hier aus missionarische Animation zu betreiben.

Auch im bischöflichen Amt von Schwerin (eingegliedert ins Erzbistum Hamburg) nahm man Kontakt auf. Bischof Werbs bot die Pfarrei St. Josef in einem Vorstadtbezirk von Rostock an. Dazu gehört auch die kleine Pfarrei Schwaan. Auch diese Pfarrei besteht überwiegend aus Siedlungen aus der sozialistischen Zeit. Zu ihr gehören ca. 900 Katholiken. Der Bischof bot an, neben der Pfarrseelsorge auch die Seelsorgepastoral, die Militär- und Polizeiseelsorge sowie die Betreuung von Asylanten zu übernehmen. Die Spiritaner entschieden sich schließlich für Rostock.

Das Projekt in Rostock in einer weitgehend entchristlichten Umwelt wurde als gesamteuropäisches Projekt von Anfang an von allen europäischen Spiritaner-Provinzen getragen. Personell haben sich vor allem die Provinzen Deutschland, Irland, Polen und Frankreich engagiert.

Die katholische Kirche in diesem Raum verstand sich als Diaspora-Kirche. Man gehörte zur katholischen Minderheit in einer protestantischen und ungläubigen Umwelt. Die Katholiken entwickelten eine Ghetto-Mentalität und bewahrten ihren Glauben durch ein Zurückziehen in den Innenraum. Nur 4 % der Kinder waren getauft.

Erste Spiritanergemeinschaft in Rostock

Pater John Doyle, Pater Johannes Henschel, Pater Pierre Schouver, (Ordensoberer in Rom und wegen des 300. Geburtstags des Ordens zu Gast), Pater Roland Schmidt, Bruder Pius Weber (von rechts)

Eine lebhafte und „wechselhafte“ Geschichte

Am 04. Mai 1994 wurde die Spiritaner-Kommunität Rostock vom Generalat in Rom offiziell bestätigt und errichtet und am folgenden Tag zogen die ersten Spiritaner ein: Zwei irische Spiritaner – P. Brendan Duggan und P., Raymond Maher – sowie die beiden Deutschen P. Johannes Henschel und Br. Pius Weber. P. Brendan Duggan übernahm die Pfarrgemeinde St. Josef in Rostock und die gemeinde Schwaan. P. Raymond Maher übernahm die pastorale Arbeit unter den Seeleuten aus aller Welt, die in den beiden Häfen Rostock und Warnemünde vor Anker gingen. P. Johannes Henschel übernahm die Urlauber-Seelsorge im Ostsee-Heilbad Graal Müritz. Bruder Pius Weber war für Haus und Küche in Rostock zuständig und arbeitete in der Gemeinde St. Josef mit. Er gründete den Kirchenchor und wies Interessierte in die Ikebana-Blumenkunst ein.

Das Projekt Rostock blickt auf eine lebhafte und „wechselhafte“ Geschichte zurück: Im Januar 1995 wurde der polnische Spiritaner P. Gregor Kosielski als Pfarrer von St. Josef eingeführt. Im Juli 1996 wurde er zum Provizial seiner polnischen Heimatprovinz gewählt. Für zwei Monate übernahm P. Michael Klein, Missionar aus Südafrika, die Aushilfe an St. Josef. Am 02. März 1997 trat dann P. Alfons Wehrle das Amt des Pfarrers in St. Josef an. Neu zum Team kamen dann P. John Doyle aus Irland und P. Roland Schmidt aus Frankreich. P. John Doyle war zunächst Krankenhausseelsorger an den Rostocker Universitätskliniken und ab 2003 auch in der pastoralen Betreuung der Gefangenen in der Jusitzvollzugsanstalt Waldeck. Außerdem hielt er Seelsorgsgespräche für Mütter in der Mutter-Kind-Reha-Klinik in Kühlungsborn und feierte Gottesdienste mit Gehörlosen. P. Roland Schmidt wurde mit der Polizei- und Notfallseelsorge beauftragt. P. Schmidt blieb bis 2004, P. Doyle bis 2009 in Rostock.

Patres Alfons Wehrle und Michael Klein ( † 9. August 2020) mit Messdienern

An dem feierlichen Gottesdienst zur Einführung des neuen Pfarrers, Pater Alfons Wehrle, nimmt auch Pater Michael Klein ( † 9. August 2020) teil, dem die Gemeinde für sein kurzes Wirken in St. Josef dankbar ist.

Junge Mitbrüder aus anderen Provinzen übernehmen Verantwortung

Ende 2003 kam aus der polnischen Provinz P. Franciszek Oracz nach Rostock. Er arbeitete zunächst in der Seelsorge in den westlichen Pfarreien des Dekanates Rostock mit, ehe er die Betreuung polnischer Strafgefangener in der Justizvollzugsanstalt in Neubrandenburg übernahm. Im Sommer 2005 wurde P. Oracz zum Provinzökonomen ernannt und kehrte in seine polnische Heimat zurück. Für ihn kam P. Andrzej Zurawski nach Rostock. Neben der Mitarbeit im Dekanat Rostock wurde ihm die Seelsorge aller slawisch sprechenden Gefangenen in den Gefängnissen in Mecklenburg übertragen. Daneben betreute er auch polnische Erntearbeiter auf den großen Erdbeerfarmen. Er verstarb völlig unerwartet im September 2010.

Als P. Alfons Wehrle die St.-Josefs-Gemeinde in Rostock im Jahr 2003 verließ, wurde diese der Christusgemeinde zugeordnet. Am 01. Mai 2006 übernahm P. Emeka Nzeadibe aus Nigeria, der seine Erstbestimmung für Rostock bekommen hatte, die Stelle als Kaplan in der Christus-Gemeinde in Rostock. Es war erstmalig, dass ein Afrikaner als Kaplan hier arbeitete. Er wurde von den Gemeindemitgliedern überraschend gut angenommen und brachte sich gut ein. Auf Bitten des leitenden Pfarrers wurde P. Emeka bald mit der Betreuung der Katholischen Studentengemeinde in Rostock beauftragt. Ab 01.09.2009 wurde er zum Jugendpfarrer in Mecklenburg ernannt. Sein Nachfolger als Kaplan in der Christus-Gemeinde wurde P. Thomas Ndo aus Kamerun, der aber nur ein Jahr in Rostock blieb.

Pater Emeka Nzeadibe

Pater Emeka Nzeadibe, ehemaliger Seelsorger der Studentengemeinde in Rostock und Jugendpfarrer in Mecklenburg.

Im Jahr 2008 war P. Johannes Henschel in den Ruhestand gegangen und in die Kommunität Broichweiden gewechselt. Auch P. Doyle ging in Ruhestand. Im November 2010 kam dann P. Franz Moldan von Knechtsteden nach Rostock. Er arbeitet in der Seelsorge im gesamten Pfarr- und Dekanatsgebiet von Rostock mit. Im September 2012 kam dann P. Emeka Akabueze aus Nigeria dazu. P. Emeka Nzeadibe wurde zum Ordensoberen des Ordensbezirkes Europa gewählt und trat seinen Dienst in Brüssel am 02.02.2013 an. Als Verstärkung nach Rostock kam im September 2013 P. Richard Jehle (aus Südafrika), der inzwischen aus alters- und gesundheitlichen Gründen nach Knechtsteden zurückgekehrt ist. Im Rostock hält derzeit P. Franz Moldan die Stellung und im benachbarten Teterow sind zwei nigerianische Mitbrüder in der Pfarr- und Jugendseelsorge tätig: P. Francis Oparah und P. Peter Nwanowanye.

Autor: Pater Michael Wegner, CSSp

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