14.12.2022
Bildungsarbeit war und bleibt ein Herzensanliegen und eine Hauptaufgabe der Spiritaner auch in Knechtsteden. Nach der Neubegründung der deutschen Spiritanerprovinz im Feb-ruar dieses Jahres wird dieses Anliegen wieder aufgegriffen und es werden regelmäßige Besinnungs- und Einkehrtage angeboten. Den Anfang machte ein Tag zur Einstimmung in den Advent am 26.11.2022.
„In stärkerem Maße als bisher will sich das Kloster Knechtsteden in der Ewachsenen- und Jugendbildung engagieren. Wesentliche Voraussetzung für dieses größere Bildungsangebot sind ein vielseitiges Programm und attraktive Räumlichkeiten. Aus diesem Grund wird das Brüderhaus umgebaut.“ So war in der Neuss-Grevenbroicher Zeitung (NGZ) am 05.08.1976 zu lesen.
Seine Errichtung verdankte das Brüderhaus dem aus dem Elsass stammenden P. Emile Clauss, einem Mitarbeiter von P. Amandus Acker in Ostafrika, der im Jahr 1906 als Ökonom und Superior nach Knechtsteden kam. „Er brachte alle Werkstätten auf den modernsten Stand, betrieb Landwirtschaft und Viehzucht nach den neuesten Erkenntnissen und gab den Brüdern die beste Ausbildung. Er stellte eine Schnellpresse auf und gründete den Missionsverlag Knechtsteden. Den Brüdern baute er 1917 ein eigenes Wohnhaus.“ So charakterisiert P. Joseph Theodor Rath Person und Wirken von P. Clauss im „Mortuarium der Deutschen Provinz“. In diesem Haus hatten die Brüder nahezu 60 Jahre ihre Heimat gefunden und sich wohl gefühlt. Nachdem die Zahl der Brüder und der Patres stark zurückgegangen war, entschied man sich, die beiden Gemeinschaften 1977 im Hauptgebäude des Klosters zusammenzuführen.
Nach Plänen des Düsseldorfer Architekten Herbert König wurde das Brüderhaus umgestaltet. Am 18. März 1978 wurde das neue Bildungshaus, das in Erinnerung an den Erneuerer und geistigen Vater der Spiritaner-Gemeinschaft den Namen „Libermannhaus“ erhielt, von Generalvikar Norbert Feldhoff aus Köln feierlich eingeweiht. P. Superior Erwin Wiesler konnte aus diesem Anlass zahlreiche Gäste in Knechtsteden begrüßen.
Konrad Breidenbach, dem zusammen mit P. Johannes Henschel die Leitung des neuen Bildungshauses anvertraut wurde, schreibt dazu: „Im Jahre 1978 eröffneten wir im ehemaligen Brüderhaus in Knechtsteden das „Libermannhaus“, eine Bildungsstätte für Jugendliche und Erwachsene, die dem Bildungswerk der Erzdiözese Köln angeschlossen war. Die Feier der Kar- und Ostertage war die erste Veranstaltung. Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine Reihe von Veranstaltungen: Pfingsttreffen, offene Glaubens-Wochenenden, Adventtreff und Sommertreff für 13 – 15 - jährige, Wochenenden der Stille, Bibel-Wochenenden, Familien-Wochenenden, Besinnungstage für Schulklassen, Wochenenden zur Thematik Mission-Entwicklung und Frieden, Libermann-Wochenenden und vieles andere mehr. Regelmäßig gab es auch die „Dienstag-Abend-Gespräche“ zu aktuellen Themen mit kompetenten Referenten und Gesprächspartnern. Aus der Arbeit des Libermannhauses ging auch der „Treffpunkt“ hervor, ein Eine-Welt Laden, Vorgänger des heutigen Klosterladens.“
Dass das Libermannhaus mit seinem vielfältigen Angebot ein Erfolgskonzept war und wurde, zeigt schon die Statistik am Jahresende 1978: Das Haus konnte 5.400 Besucher in 158 Gruppen und als Einzelgäste begrüßen.
Zu erwähnen ist auch, dass die Bildungsarbeit bereits in den Jahren vor der Errichtung des Libermannhauses eine wesentliche Komponente der Arbeit der Spiritaner in Knechtsteden war. „Allein im letzten Jahr liefen knapp 90 Veranstaltungen mit über 3.000 Teilnehmern. Neben Wochenend-Exerzitien, Einkehrtagen und Eheseminaren fanden Diskussionen über die Mission heute, aber auch spezifische Tagungen für Theologen, Pädagogen und Psychotherapeuten in den Klostermauern statt“, so schrieb die NGZ am 05.08.1976.
Breidenbach berichtet zur Geschichte des Libermannhauses weiter: „Im Herbst 1983 übernahm P. Norbert Merkel die Leitung des Libermannhauses. Bei den verschiedenen Angeboten und Veranstaltungen arbeiteten 25 deutsche Spiritaner, 7 afrikanische Spiritaner und ca. 50 Frauen und Männer von draußen mit. Für viele Erwachsene war das Libermannhaus eine regelmäßige Kraftquelle und für sehr viele Jugendliche ein zweites Zuhause. Im Jahre 2008 mussten wir das Haus, nach 30 Jahren, schließen, weil wir keine jungen Mitbrüder mehr hatten, die ein solches Haus hätten führen können und weil viele finanziell kostspielige Investitionen anstanden“.
Seit der Schließung des Bildungshauses hat der Zentralverband der Augenoptiker Deutschlands, der im ehemaligen Altenheim und Missionsmuseum die Akademie für Augenoptik betreibt, das Libermannhaus übernommen und hier die „Pension Augenblick“ eingerichtet, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Kursen und Fortbildungen der Akademie, aber auch Gäste, die Knechtsteden besuchen, auf Anfrage übernachten können.
Bildungsarbeit war und bleibt ein Herzensanliegen und eine Hauptaufgabe der Spiritaner auch in Knechtsteden. Nach der Schließung des Libermannhauses gingen z.B. die Besinnungstage im Geiste P. Libermanns weiter und es wurden regelmäßig „Bibliotheksabende“ in der historischen Klosterbibliothek angeboten, die viel Interesse fanden. Corona hat da leider einen „Schnitt“ gemacht. Nach der Neubegründung der deutschen Spiritanerprovinz im Februar dieses Jahres wird dieses Anliegen wieder aufgegriffen und es werden regelmäßige Besinnungs- und Einkehrtage angeboten. Den Anfang machte ein Tag zur Einstimmung in den Advent am 26.11.2022.
Autor: Pater Michael Wegner, CSSp
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