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Anfänge und Aufbrüche der Spiritaner in Deutschland - Teil 7

30.09.2022

Das missionarische Zentrum in Stuttgart

„Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben“ (Joh 29,11), so lautet das Motto des diesjährigen Monats der Weltmission, den wir am 01. Oktober beginnen. Gerade in unsicheren Zeiten suchen wir nach einem Ort, einer Umgebung oder nach Menschen, die uns Halt und Orientierung geben, wo es für uns Hoffnung, Perspektiven und Zukunft gibt.

P. Michael Wegner, CSSp

P. Michael Wegner, CSSp

Einen solchen Ort haben wir Spiritaner in Deutschland im Jahr 1985 geschaffen, als das Missionshaus in Stuttgart-Botnang als Zentrum für missionarische Animation eröffnet wurde. Federführend war dabei der damalige Provinzial P. Albert Claus (verstorben am 07.09.2022 im Alter von 93 Jahren), nachdem das Missionshaus St. Rochus in Buchen (Odenwald) geschlossen werden musste. Die Spiritaner suchten ein neues Standbein der Evangelisierung und der Nähe zu den Menschen im süddeutschen Raum und fanden im „Clementimum“ in Stuttgart-Botnang eine ideale Stätte. Die Redemptoristen hatten kurz zuvor diese Niederlassung aufgegeben, von wo aus sie über 50 Jahre als Volksmissionare gewirkt hatten.

Die missionarische Animation war eines der Hauptthemen, mit dem sich das Provinzkapitel 1984 in Knechtsteden befasste. Es wurden folgende Beschlüsse gefasst:

  • „Im südwestlichen Deutschland soll ein missionarisches Animationsprojekt der Spiritaner verwirklicht werden. Dieses Projekt soll von einem Team getragen werden.
  • Die Arbeit dieses Teams soll dazu führen, dass Jugendliche gefunden und begleitet werden, die sich für den Ordens- und Missionsberuf interessieren und dass Jugendliche und Erwachsene eine neue Sicht der Mission nahegebracht wird (neues Missionsverständnis).“[1]

[1] Vgl. Nachrichten der Spiritaner Nr. 1/1985

„Der Mann mit dem Schlitten!“

An den damaligen Bischof Georg Moser von Rottenburg-Stuttgart schrieb P. Albert Claus im November 1984: „Das Provinzkapitel der Spiritaner gab 1984 den Auftrag, im süddeutschen Raum die Möglichkeit einer Teamarbeit für missionarische Animation zu prüfen. Eine räumliche Nähe zu den Nachbarprovinzen Elsaß und Schweiz schien uns wichtig. Um diese Aufgabe anpacken zu können, haben wir ein Team von zwei Spiritaner-Patres und einer Spiritaner-Schwester zusammengestellt. Ein größerer Kreis von “Missionaren auf Zeit“ – ein Projekt, das wir intensiv durchführen – ist zur Mitarbeit bereit, ebenso Mitbrüder aus anderen Niederlassungen und aus den Nachbarprovinzen. Dieser Neubeginn in Stuttgart ist für die Spiritaner-Schwestern auch gleichzeitig ein Neubeginn in Deutschland.“[1]

„Der Mann mit dem Schlitten“, P. Richard Jehle, war der erste Spiritaner, der ins neue Missionshaus in Stuttgart einzog. Er erinnert sich gerne an diesen Neuanfang: „Am 21. Januar 1985 kam ich mit Koffer und Parka in Stuttgart an. Es war ein strahlender, aber recht kalter Winternachmittag, an dem ich mich so vom Hauptbahnhof aus aufmachte Richtung Botnang, also nach Westen. Nach eineinhalb Stunden Marsch – ich hatte immer mal wieder freundlich Auskunft gebende Menschen nach dem rechten Weg gefragt – da sah ich vom sogenannten Botnanger Sattel aus die Siedlung vor mir liegen. Vielleicht noch 10 Minuten Fußmarsch. Aber da lag ja ein verlassener Kinderschlitten, die Kufen schon rostig, offensichtlich herrenlos. Ich stellte den Koffer darauf, setzte mich dazu und war so schnell unten am Hang, am Rande der Siedlung angekommen. Als mich dann gleich drei spielende Jungen mit ihrem schwäbischen „Grüß Gottle“ empfingen, atmete ich erleichtert auf, denn in meinem Alter zieht man für gewöhnlich nicht mehr kreischende Schlitten über schneefreie Straßen. Beim Weitergehen hörte ich ein etwa dreijähriges Kind an der Hand seiner Mutter fragen: „Wohin geht der Mann mit dem Schlitten?“ Ich drehte mich um und wir gingen ein Stück gemeinsam. Das Kind war afrikanischer Abstammung und es schaute mich mit schwarzen Kinderaugen fragend an, wie ich es 22 Jahre lang in Afrika erlebt habe.“

[1] Vgl. Nachrichten der Spiritaner Nr. 1/1985

„Wir versuchen in der Pastoralarbeit unsere spiritanischen Charismen einzubringen."

Im Laufe der Jahre kamen Mitbrüder aus verschiedenen Ordensbezirken und Spiritaner-Schwestern, sowie Schwestern vom kostbaren Blut nach Stuttgart. Das Haus wurde zur Heimat von „MaZ“, das von Knechtsteden nach Suttgart umzog. Viele Jahre arbeitete P. Bruno Trächtler in der Gemeindeerneuerung im Bistum Rottenburg-Stuttgart mit und konnte auf diese Weis den spiritanisch-missionarischen Geist in die Ortskirche hineintragen.

Im Jahr 2017 mussten wir das Haus in Botnang schweren Herzens an die Gesamtkirchenpflege wegen Eigenbedarf zurückgeben. Doch es gab wieder einen Neuanfang. Die Spiritaner konnten ein neues Missionshaus in Weissach gründen. Dort hatte bis zu seiner Pensionierung bereits P. Alfons Wehrle von Botnang aus gewirkt. Nun vertraute der Bischof von Rottenburg Stuttgart, Gebhard Fürst, den Spiritanern die Pastoralarbeit in der Seelsorgeeinheit „CleBoRa“ an (St. Clemens in Weissach, St. Bonifatius in Renningen und St. Raphael in Rutesheim). Derzeit leben und arbeiten dort drei Mitbrüder aus afrikanischen Spiritaner-Provinzen. P. Chidi Emezi, der Superior der Gemeinschaft sagt: „Wir versuchen in der Pastoralarbeit unsere spiritanischen Charismen einzubringen. Das Pfingstfest haben wir hervorgehoben und feiern jedes Jahr einen besonders festlichen Gottesdienst. Wir arbeiten mit den Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, wie z.B. Flüchtlinge und alte Menschen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Jugendarbeit. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Mitbrüder in der Kommunität kann ich sagen, dass wir uns hier sehr wohl fühlen und gerne wirken. Wir hoffen, dass die Arbeit der Spiritaner hier für eine lange Zeit fortgesetzt werden kann.“

Sein Wort in Gottes Ohr und beflügelt durch die Kraft des Geistes!

Autor: Pater Michael Wegner, CSSp

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