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Anfänge und Aufbrüche der Spiritaner in Deutschland – Teil 1

16.02.2022

Die Anfänge mit P. Ignaz Schwindenhammer

Auf Wunsch von P. Libermann wurde P. Ignaz Schwindenhammer nach seinem Tod (am 02.02.1852) sein Nachfolger als Generaloberer. Für den Weg der Spiritaner nach Deutschland kam ihm zugute, dass er in Ingersheim, im Elsass, geboren war und somit auch die deutsche Sprache beherrschte. 1842 zum Priester geweiht, wurde er durch die Vermittlung von P. Libermann Vikar an der Kirche „Unsere Liebe Frau von den Siegen“ in Paris und stellvertretender Leiter der gleichnamigen Gebetsbruderschaft. Er engagierte sich dort auch in der Beichte für die zahlreichen deutschsprachigen Pilger. Im September 1843 trat er ins Noviziat in La Neuville ein.

Pater Ignaz Schwindenhammer: Nachfolger Libermanns als Generaloberer

Als Schwindenhammer um die Aufnahme in die Gemeinschaft bat, schrieb P. Libermann an seinen Mitstreiter Le Vavasseur: „Herr Schwindenhammer wünscht, seine Versprechen abzulegen und sich dem Apostolat zu weihen. Es ist ein ausgezeichneter Mann und sehr fromm. Er ist sehr fähig, besitzt klugen Rat und versteht sich aufs Verhandeln. Er ist dazu bestimmt, hier zu bleiben und wird nicht in die Missionen geschickt! Denn wir müssen unser Haus auf solide Grundlagen stellen“ (Rath: Die Anfänge der Marienthaler Provinz 1855-1865, S. 4 / N.D. IV. 115).

1848 wurde Schwindenhammer Libermanns Nachfolger als Novizenmeister. Nach dem Tod Libermanns am 02.02.1852 leitete er die Kongregation zunächst als Generalvikar. Am 10.02.1853 wurde Schwindenhammer zum Generaloberen gewählt (Rath, a.a.O. S. 4). Er fühlte sich dem Erbe Libermanns verpflichtet, knüpfte an die Beziehungen an, die P. Libermann bereits nach Deutschland hatte und baute Kontakte in verschiedene deutsche Bistümer auf.

Pater Ignaz Schwindenhammer

Pater Ignaz Schwindenhammer

Geboren am 13.02.1818 in Ingersheim (Elsaß), 1842 in Straßburg zum Priester geweiht, am 08.09.1843 Eintritt ins Noviziat in La Neuville, 1848 Nachfolger Libermanns als Novizenmeister, 1852: Generalvikar der Kongregation, am 10.02.1853 zum Generaloberen gewählt, verstorben am 06.03.1881 in Paris.

Schwindenhammer war rund 10 Jahre im Amt, als sich im März 1863 der Kölner Erzbischof Kardinal von Geissel durch Kaplan Münzenberger an Schwidenhammer wandte. Münzenberger, ein Vertrauter Schwindenhammers, sollte nachfragen, ob man nicht einen geeigneten Pater und zwei oder drei gute Brüder zur Verfügung stellen könnte. Sie sollten sich um das in Kaiserswerth bei Düsseldorf eingerichtete Haus für im Ruhestand lebende Priester kümmern.

Die Errichtung der ersten Niederlassung der Spiritaner auf deutschem Boden

Schwindenhammer und seine Mitbrüder berieten eingehend über diese Anfrage und am 13. Oktober 1863 erklärte Schwindenhammer feierlich die Errichtung einer Niederlassung der Spiritaner in Kaiserswerth. Das erste Haus auf deutschem Boden war gegründet.

Im September 1863 bot dann der Limburger Bischof Blum den Spiritanern an, sich auch in seiner Diözese niederzulassen und ein geplantes „Rettungshaus für verwaiste und verwahrloste Jungen“ in Montabauer zu übernehmen. Als dieses Haus sich für den geplanten Zweck als ungeeignet erwies, bot Bischof Blum die alte, leerstehende Zisterzienserabtei Marienstatt an. Dieser Vorschlag fand bei Schwindenhammer und seinem Rat Zustimmung. Am 18. Mai 1864 ersteigerte Bischof Blum die Abtei Marienstatt für 20.000 Gulden und übergab sie den Spiritanern. Eine zweite Niederlassung in Deutschland war gegründet.

Der Kölner Erzbischof bot Schwindenhammer zudem das ehemalige Franzsikanerkloster Marienethal samt Klosterkirche und in der Nähe liegenden katholischer Schule an. Nach erfolgreichen Verhandlungen verfügte P. Schwindenhammer am 25. Juli 1864 die Errichtung der dritten Spiritanerniederlassung in Marienthal (Rath, a.a.O. S. 31).

Die drei deutschen Niederlassungen wurden zu einer Vizeprovinz

Am 29. September 1864 fasste P. Schwindenhammer die drei deutschen Niederlassungen zu einer Vizeprovinz zusammen. Sie unterstand der von Schwidenhammer errichteten europäischen Provinz, zu der neben den deutschen und französischen Niederlassungen auch das Gallikanum (französisches Seminar) in Rom und die 1860 und 1864 in Irland gegründeten Kollegien Blackrock und Rockwell gehörten. Sie stand unter der Leitung von Pater Frederic Le Vavasseur (Rath, a.a.O. S. 34).

Die Niederlassungen in Deutschland entwickelten sich anfänglich gut. Sie fanden aber leider ein vorzeitiges Ende: Das Haus in Kaiserswerth wurde nach nur sieben Jahren am 09. März 1870 den Alexianerbrüdern übergeben, da sich der Altersruhesitz für pensionierte Priester mehr und mehr zu einer Pflegeeinrichtung entwickelte. Eine Aufgabe, welche die Spiritanerbrüder nicht übernehmen konnten und sollten.(*Das Seniorenheim für emeritierte Priester wurde mehr und mehr zum Pflegeheim, denn die meisten Geistlichen wollten ihre alten Tage so lange wie möglich in der Familie verbringen).

Während des Kulturkampfes wurden die Spiritaner durch das sogenannte „Jesuitengesetz zu Verwandten der Jesuiten erklärt. Wie die Jesuiten galten auch die Spiritaner wegen ihrer internationalen Organisation und Verbindungen und wegen ihrer „auffallenden“ Missionstätigkeit als Staatsgefährdend. Sie mussten Ende September 1873 auch Marienstatt und Marienthal verlassen (Rath. a.a.O. S. 46/47). Sie gingen nach Frankreich, Irland und in die USA. Dort konnte der Grundstein zur später blühenden amerikanischen Provinz gelegt werden.

Autor: Pater Michael Wegner, CSSp

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