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29. Sonntag im Jahreskreis C

14.10.2022

„Betet ohne Unterlass!“

„Betet ohne Unterlass“, dazu fordert Jesus seine Jünger und uns im heutigen Evangelium auf (Lk 18,1). Geht das, ohne mich aus den Turbulenzen des Alltags zurückzuziehen und ins Kloster einzutreten? 

Pater Michael Wegner, CSSp

Pater Michael Wegner, CSSp

Keine Aufforderung zum Gebets-Marathon

Mit den Gleichnissen, die Jesus dann anfügt, zeigt er die „Nebenwirkungen“ des Gebetes auf: Beten hilft, die bösen Neigungen im Herzen zu erkennen und gegenzusteuern. Beten hilft, die Hartherzigkeit, die Gleichgültigkeit, den Neid und die Habgier zu überwinden, die leicht zur Sünde verleiten kann.

„Beten ohne Unterlass“ – geht das, ohne mich aus den Turbulenzen des Alltags zurückzuziehen und ins Kloster einzutreten? Ja, es geht! Wenn ich z.B. den Tag über kleine Nachrichten an Gott schicke, nicht nur an meine Bekannten auf WhatsApp; wenn ich immer wieder mal Danke sage für die Begegnung mit liebevollen Menschen; wenn ich den Tag mit einem „Schwätzchen mit Gott“ beschließe, anstatt beim Fernsehen, beim „Tatort“ einzuschlafen. Einfach den „Tatort meines Tages“ noch einmal betrachten, wohlwollend und barmherzig vor den Augen Gottes.

„Beten ohne Unterlass“! Wir sollen allezeit beten und nicht darin nachlassen, immer wieder formulieren und in Worte fassen, was wir brauchen, was uns bedrückt, womit wir nicht zurechtkommen. Diese Einladung ist aber keine Aufforderung zum Gebets-Marathon. Gott reagiert nicht auf Quantität. Er weiß, was wir brauchen, noch bevor wir es ihm sagen. Er ist kein „Tischlein-deck-dich“. Gott gibt uns etwas, was wir in allen Notlagen unseres Lebens und der Welt brauchen, um selbst handlungsfähig zu sein: Heiligen Geist! Er gibt uns seinen Geist, der Kreativität, der schöpferischen Fantasie.

Gott ist nicht der Hausmeister im Weltenhaus ...

Gottes Heiliger Geist ist eine Art Grundausstattung für ein gelingendes, christliches Leben. Aber wir dürfen uns nicht vorstellen, dass er immer verfügbar – greifbar sie wie ein Werkzeug im Kofferraum auf unserer Lebensreise. Er muss immer wieder neu erbetet werden, in einem lebendigen Prozess, einem Gespräch, das im Hintergrund unseres Lebens mitläuft. Wenn wir damit aufhören, ist die Sendung unterbrochen!

Gott gibt uns seinen Heiligen Geist. Er will uns ausrüsten, damit wir selbstständig und verantwortungsvoll handeln können. Er ist nicht der Hausmeister im Weltenhaus, den man anruft, wenn etwas kaputt ist oder wenn es drunter und drüber geht, damit er kommt und es richtet. Er gibt uns das Handwerkszeug zum problemlösenden Denken.

 

„Das Gebet ist etwas Wesentliches, aber etwas recht Einfaches..."

Dennoch dürfen wir im Gebet alles sagen, wir dürfen reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Die vielen Worte, die wir aus dem Herzen an Gott richten, sind schon der Anfang auf dem Weg zur Lösung.

Es kann aber auch sein, dass uns die Worte zum Sprechen mit Gott, zum Beten ohne Unterlass fehlen. Dann kann uns der Rat von P. Libermann behilflich sein, vor Gott einfach in Stille und Aufmerksamkeit zu verweilen: „Das Gebet ist etwas Wesentliches, aber etwas recht Einfaches. Es soll in einem einfachen, friedvollen und vertrauensvollen Ruhen vor dem Herrn bestehen; das ist alles. Man braucht nicht nach viele Gedanken zu suchen und nicht viele Gemütsbewegungen zu erwecken. Sie brauchen überhaupt nichts zu erzwingen. Verweilen sie vor Jesus, wie ein armes, schwaches Kind vor seinem Vater, sonst nichts.“

Autor: Pater Michael Wegner, CSSp

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