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Impuls zum 27. Sonntag im Jahreskreis C - Erntedankfest

01.10.2022

"Herr stärke unseren Glauben!"

„Stärke unseren Glauben“, das ist die innige Bitte der Apostel an den Herrn am Beginn des heutigen Evangeliums. Könnte, ja sollte das nicht auch unsere Bitte sein in einer Welt und Zeit, in der der Glaube so gefährdet und so schwach, ja vielfach bedeutungslos geworden ist. 

Erntedankfest in Knechtsteden @ 2022

Erntedankfest in Knechtsteden @ 2022

Auch unser eigener, unser persönlicher Glaube ist in vielfacher Weise herausgefordert und erschüttert. Kriege, Terror und Gewalt, Naturkatastrophen, Hungersnöte, Wirtschaftskrise, Corona und andere Krankheiten, Vertrauensbruch und Machtmissbrauch in der Kirche…die Liste ließe sich fortsetzen. Hat sich Gott aus der Welt und aus seiner Kirche zurückgezogen? Wie soll und kann ich da noch an ihn glauben, wo ich seine Näher gar nicht mehr spüre?

"Der Erntedank-Sonntag kann uns neue Hoffnung geben!"

Der Erntedank-Sonntag kann uns da Signale schicken und neue Hoffnung geben, unseren glauben stärken. In unseren Kirchen liegen vor dem Altar Obst, Gemüse, Brot und Blumen, das Ergebnis unserer Ernte. Natürlich auch das Ergebnis der Arbeit und Mühe vieler Menschen überall auf der Welt, von deren Hände Arbeit wir profitieren. Es ist ein Wunder, wenn uns Jahr für Jahr zuwächst, was wir benötigen, um zu leben. Trotz aller Lebensmittelknappheiten auch bei uns geht es uns doch noch sehr gut und niemand brauch wirklich Hunger zu leiden. Ist das allein nicht schon ein Zeichen der Gegenwart Gottes und ein Beweis dafür, dass er uns und seine Schöpfung nicht einfach im Stich lässt? Sind das nicht schon Zeichen, die unseren Glauben und unser Vertrauen stärken können? Erkennen wir solche Zeichen auch heute noch und sind sie für uns Grund zum Glauben und zur Dankbarkeit?

Der Bauer von früher war abhängig von der Natur. Dass sie alles gab, was für die Ernte nötig war, schrieb er Gott zu. Dafür war er Gott dankbar. Das war sein Erntedank. Wir haben es da heute schon einfacher. Wir können viele Lebensmittel im Supermarkt kaufen, ohne uns groß Gedanken darüber zu machen, wie sie dorthin gelangen. Das hat sich in der momentanen Krisenzeit etwas verändert und wir haben erkannt: Wir sind noch abhängiger als der Bauer von früher! Wir sind abhängig voneinander. An dem langen Weg des Brotes vom Feld des Landwirts (irgendwo auf der Welt) bis ins Supermarktregal sind hunderte von Menschen beteiligt. Ein Schritt muss genau in den anderen greifen. Viele Menschen müssen zuverlässig ihre Arbeit tun und dürfen auch nicht daran gehindert werden. Ist es nicht ein Zeichen der Nähe und Sorge Gottes, ein Grund zum Glauben und Vertrauen, wenn dies auch heute, in Krisenzeiten, wenn auch mit Einschränkungen, immer noch funktioniert?

"Erntedank ist am Ende immer Gottes-Dank!"

Deshalb ist heute an Erntedank mehr Dank nötig als früher. Wir haben nicht nur Gott zu danken für seine Schöpfung, die er so klug eingerichtet hat, dass wir gut von ihr leben können, auch wenn wir sie zunehmend zerstören. Wir haben auch einander zu danken. Wir sollen einander dankbar sein, dass so viele in unserer Gesellschaft ihren Beitrag dazu leisten. Aber wir dürfen auch Gott bei unserem Dank nicht vergessen. Erntedank ist am Ende immer Gottes-Dank!

Unsere Gesellschaft wird zwar von uns Menschen gemacht und gestaltet, aber uns Menschen, die hat Gott gemacht. So sollten wir Gott dankbar sein, dass er uns so viel Phantasie und Schaffenskraft gegeben hat, eine moderne Gesellschaft zu gestalten und sie lebensfähig zu halten, trotz aller Schwierigkeiten und Herausforderungen. Nicht nur die Natur ist ein Wunder, auch wir Menschen mit all unseren Gaben und Fähigkeiten sind ein Wunder. Danke, Gott, dass du uns so wunderbar schöpferisch geschaffen hast und dass du uns lebendiges Zeugnis deiner Gegenwart in und deiner Sorge um die Schöpfung und die Welt auch in Krisenzeiten sein lässt. Stärke unser Vertrauen ineinander und in dich. Stärke unseren Glauben.

Autor: Pater Michael Wegner, CSSp

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