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„Was will der Heilige Geist durch mich noch für die Spiritaner wirken?“

14.03.2020

Im Gespräch mit Spiritanerredakteur, Pater Samuel Mgbecheta, lässt der 42-jährige Ordensmann aus Nigeria seine erste Amtszeit Revue passieren und gewährt einen Einblick in seine Überlegungen für die Zukunft des Ordens in Deutschland.

Pater Innocent Izunwanne CSSp

Pater Innocent Izunwanne CSSp: Neben seiner Leitungsaufgabe im Orden betreut der 42-jährige leidenschaftliche Seelsorger die Gemeinden im Neusser Süden mit. Er verfügt über Erfahrungen im Bereich der Firm- und Erstkommunionvorbereitung, Messdienerbetreuung und Jugendarbeit.

Pater Samuel: Lieber Pater Innocent, herzlichen Glückwünsch zur Wiederwahl als Regionaloberer der Spiritaner in Deutschland. Kannst Du unseren LeserInnen von Deiner Berufung als Spiritaner erzählen. Was hat dich dazu bewogen, Spiritaner zu werden?

Pater Innocent: Ich muss sagen, dass ich mich als Kind und als junger Mensch durch meine Mutter, die tiefgläubig war, viel mit dem Glauben beschäftigt habe. Mit ihr besuchte ich regelmäßig Gottesdienste und andere Veranstaltungen in meiner Heimatpfarrei. So wurde ich bereits mit sieben Jahren, das heißt vor meiner Erstkommunion, Messdiener. Nach und nach entwickelte sich der Wunsch in mir, Priester zu werden. Meine Mutter hat mir viel von den Spiritanerpatres Albert Bubendorf und Joseph Shanahan erzählt. Beide haben in der Nähe meines Geburtsortes, Adazi-Enu, gewirkt. Später wurde Shanahan, ein irischer Spiritaner, Bischof von Onitsha. Die spiritanische Identität habe ich aber erst richtig im Postulat und im Noviziat kennen gelernt. Ich habe die Botschaft Libermanns,sich den Armen zu verpflichten, sehr geschätzt. Und ich wollte mein Leben mit Jesus teilen und gemeinsam mit ihm den benachteiligten Menschen dienen. So habe ich mich am Ende des Noviziats entschieden, Spiritaner zu werden. Es ist die beste Entscheidung, die ich in meinem Leben je getroffen habe.

Die Präsenz der Spiritaner in Deutschland festigen

Pater Samuel: Was bedeutet Dir Deine Wiederwahl als Regionaloberer der Spiritaner?

Pater Innocent: Ich bin dankbar für das Vertrauen, das meine Mitbrüder mir durch meine Wiederwahl erneut geschenkt haben. Das zeigt mir, dass sie mich noch brauchen. Jedoch stellt sich für mich die Frage: Was will der Heilige Geist durch mich noch für die Spiritaner wirken? Zwar habe ich momentan keine Antwort parat, aber mir ist es wichtig, alles zu tun, um sicherzustellen, dass unsere Präsenz in Deutschland gefestigt und die Betätigungsfelder des Ordens erweitert werden. Damit hoffe ich, einen Beitrag leisten zu können, sodass unsere Ordensgemeinschaft ihren Platz in der heutigen deutschen Kirche und Gesellschaft einnimmt, um weiterhin ihrer Mission treu zu bleiben.


Pater Samuel: Kannst Du die Aufgabe des Regionaloberen kurz erklären?

Pater Innocent: Der Regionalobere hat zum einen eine repräsentative Funktion. Er vertritt den Orden in Deutschland. Er ist auch Ansprechpartner für die Region gegenüber kirchlichen und staatlichen Stellen. Er hat auch die Aufgabe der missionarischen Animation und Betreuung aller Mitbrüder, egal ob jung, alt oder krank.

Pater Samuel: Seit einigen Jahren spricht man von der „Region Deutschland“ und der „Provinz Europa“. Was bedeuten diese Begriffe? Wie sieht die Beziehung zwischen den beiden Spiritaner-Gruppen in der Provinz Europa aus?

Pater Innocent: Die Region Deutschland gehört der Provinz Europa an. Sie ist eine von zwei Regionen, die die Provinz Europa bilden. Die andere ist die Region Belgien. Es ist eine lange Geschichte, die dazu geführt hat, die Provinz Europa zu gründen. Früher hieß sie übrigens noch Ordensbezirk Europa. Seit über 30 Jahren haben die europäischen Spiritanerprovinzen auf unterschiedlichen Ebenen zusammengearbeitet. Sie haben festgestellt, dass sowohl Ordens- als auch Priesterberufe in Europa zurückgingen und somit das Weiterbestehen des Spiritanerordens in Europa durch Zentralisierung der Provinzen Europas möglich sein könnte. Aus diesem Grund wurde der Ordensbezirk Europa ins Leben gerufen. Seine Gründung erfolgte 2006. Dadurch wurde den überalterten und personalschwachen europäischen Provinzen eine neue Struktur angeboten. Nach der Errichtung des Ordensbezirks Europa hat die damalige Provinz Deutschland sich nach dem Provinzkapitel 2009 entschlossen,der Provinz Europa beizutreten. Die Integration folgte am 29. Juli 2010. Danach hat auch die frühere Provinz Belgien entschieden, sich in den Ordensbezirk Europa zu integrieren. Nach dem Generalkapitel im Jahre 2012 hat der Generalrat in Rom, im Zuge eines Kapitelbeschlusses, wonach es zukünftig nur noch Provinzen und Gruppen gibt, darauf hingewirkt, die Bezeichnung Ordensbezirk Europa aufzugeben und Provinz Europa zu werden. Am 02. Oktober 2012 wurde der Ordensbezirk Europa zur Provinz Europa. Zurzeit besteht die Provinz Europa aus zwei Regionen: Deutschland und Belgien. Die Regionen werden jeweils von einem Regionaloberen und dessen Rat geleitet. Der Regionalobere ist Mitglied des Provinzrates und arbeitet eng mit dem Provinzial zusammen.

Regionalversammlung 2019

Wiederwahl: Die Mitbrüder, die LaienspiritanerInnen und die Mitarbeiter des Ordens haben Pater Innocent Izunwanne erneut ihr Vertrauen ausgesprochen.

Ein Kommunitätsleben zu organisieren, bleibt schwierig

Pater Samuel: Wie würdest Du Deinen Dienst in diesen vergangenen drei Jahren zusammenfassen? Mit welchen Schwierigkeiten und Herausforderungen warst Du konfrontiert?

Pater Innocent: Es war für mich ein großes Anliegen, das Gemeinschaftsleben stärker in den Fokus zu rücken. Denn die Altersunterschiede zwischen den jüngeren und älteren Mitbrüdern und dazu die unterschiedlichen Mentalitäten sind eine größere Herausforderung. Junge Mitbrüder haben mehr Möglichkeiten, ihre Arbeit zu verrichten, haben Ideen und Träume, die die Älteren nicht mehr haben. Deswegen sind die Bedürfnisse sehr verschieden. Ein Kommunitätsleben da zu organisieren, ist und bleibt schwierig. Die größte Herausforderung für mich war, den Mitbrüdern zu helfen, sich trotz dieser Herausforderungen glücklich und wohl zu fühlen in den verschiedenen Kommunitäten. Dies wird sicherlich auch in Zukunft eine der großen Herausforderungen sein. Eigentlich sollten Altersunterschiede und Internationalität eine Bereicherung für die Gemeinschaft sein, wenn sich alle Beteiligten sie zunutze machen. So könnten die jungen Mitbrüder aus der Erfahrung und dem Wissen der älteren Mitbrüder lernen und die Ideen und Vorstellungen der jüngeren Mitbrüder könnten auch dem Leben in der Gemeinschaft mehr Lebendigkeit und Ausstrahlungskraft verleihen. Aber einen Weg zu finden, der möglichst allen gerecht wird, ist schwierig, und daran werden wir noch arbeiten und wachsen.

Pater Samuel: Was ist das durchschnittliche Alter der Mitbrüder? Welchen Schluss ziehst Du daraus?

Pater Innocent: Ich werde es differenziert erklären. Für die älteren deutschen Mitbrüder liegt das durchschnittliche Alter bei 80 Jahren und bei den Jüngeren aus anderen Provinzen bei 37 Jahren. Das heißt, die Aufgabe wird schwieriger. Die älteren Mitbrüder können aus Altersgründen die Leitungsaufgaben nicht mehr übernehmen, und die jüngeren müssen noch viel lernen, um die Aufgaben verantwortlich wahrnehmen zu können.

Pater Samuel: Wo möchtest Du jetzt in deiner zweiten Amtszeit neue Impulse setzen?

Pater Innocent: Ich möchte dazu beitragen, dass alle Menschen, die zu uns kommen, den Spiritanerorden als einen weltoffenen Missionsorden erleben und die Möglichkeit haben, unser Leben kennen zu lernen sowie auch unsere missionarischen Projekte unterstützen zu können. Ich möchte mehr Gespräche mit den Mitbrüdern, LaienspiritanerInnen, unseren WohltäterInnen und unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen führen, um zu erfahren, was sie bewegt, damit wir das spiritanische Charisma neu für unsere Gesellschaft definieren können. Mir ist es wichtig, dass die Gemeinschaft unter den Mitbrüdern in der Region gestärktwird und dass wir offen und bereit sind, uns vom Heiligen Geist leiten zu lassen. Ich persönlich vertraue dem Heiligen Geist sehr. Da brauchen wir keine Angst zu haben. Unser zweiter Gründer Pater Libermann hat uns ermutigt, dass wir uns selbst, unsere Brüder und Schwestern, unsere Mission und die Welt aus der Perspektive Gottes und nicht aus der unseren sehen. Das bedeutet, dass wir uns von unserer Sorge um uns selber befreien.

Alle Brüder sollen spüren,dass sie es etwas wert sind

Pater Samuel: Was wünschst Du Deinen Mitbrüdern und was wünschst Du Dir für Deine zweite Amtszeit?

Pater Innocent: Mein Wunsch ist es, dass wir uns als Spiritaner gemeinsam und stärker als bisher für die Entwicklung der Region interessieren. Wir laden junge Priester nach Deutschland ein, um mit uns die spiritanischen Aufgaben zu erfüllen. Sie brauchen dazu die Erfahrung und Akzeptanz aller unserer Mitbrüder, um wirklich integriert werden zu können. Ich möchte, dass wir trotz unserer Verschiedenheit zusammenhalten. Für die älteren und kranken Mitbrüder wünsche ich die nötige Ruhe, damit alle zufrieden leben können und sich angenommen fühlen. Wichtig ist mir auch, dass alle Mitbrüder spüren, dass sie etwas wert sind. Ich wünsche mir für unsere verschiedenen Kommunitäten viele Ideen für die weitere Entwicklung des Glaubens und besonders für Knechtsteden neue Impulse, um dem Kloster neues Leben einzuhauchen.

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