20.02.2019
Hingabe ist eines der wichtigsten Merkmale der christlichen Liebe. So erklärte Jesus seinen Jüngern in seiner Abschiedsrede, „es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh. 15:13). In diesem Brief, beschreibt der sambische Spiritanerpater Chungu Cycus, das Leben eines polnischen Missionars, Adam Bartkowicza SMA, der ihn vor dem Ertrinken gerettet hat und wie Christus ihm sein Leben gegeben hat.
Lieber Adam,
was kann ich zu einem Freund sagen, der sein Leben verlor, während er versuchte, mich zu retten? Es fällt mir sehr schwer, meine Gefühle in Worte zu fassen. Adam, du warst ein Heiliger, der neben mir wohnte. Ich erahnte nie, dass du ein großes Herz hattest. Mehrmals hattest du deine Zeit und Ressourcen für mich und Andere aufgeopfert. Und ich wusste nicht, dass dies deine Art war, großzügig im weitestmöglichen Umfang!
Am Dienstag, den 20. März 2018, um 14.03, ging ich mit dir, wie gewöhnlich, entlang des Strands von Hawai spazieren. Wir sprangen in den indischen Ozean, um zu schwimmen, wie du mir das beigebracht hattest. Wir gingen ziemlich weit ins Meer, weil es Ebbe war. Wir erzählten einander ohne Ende über unsere Familien, unsere Missionseinsätze und freuten uns über einen schönen Tag.
Um 15.50 Uhr, merkte ich, dass es Zeit war den Ort zu verlassen. Ich sagte es dir und du nicktest zustimmend, dass wir weggehen sollten. Du schwammst gut und gern, und du genossest es wie immer.
Während ich mich auf den Weg zum Ufer machte, ist mir aufgefallen dass das Meer tiefer und die Meereswellen stärker wurden. Ich erreichte einen Punkt, an dem ich nicht mehr schwimmen konnte und fühlte, dass ich tiefer hinabgezogen wurde. Mir wurde klar, dass ich am Ertrinken war. Und ich bat dich, Adam, um Hilfe! Ich sah wie du eilends auf mich zukamst, um mich zu retten. Du hattest nicht einmal für einen Moment an dich gedacht. Bei aller Sorge und Bemühung ging es nur darum, mich zu retten!
Ich erinnere mich noch genau daran, wie du mich dreimal Cycus! Cycus! Cycus! gerufen hattest. Du sagtest mir: Keine Panik! Sofort fingst du an, deine Tauchermaske auszuziehen, um mir beim Atmen zu helfen. Du gabst mir zuerst die Luftleitung. Dann kamen weitere Meereswellen. Du sagtest mir, dass wir bei einer bevorstehenden höheren Flut ein wenig zusammenschwimmen, während ich mich an der Luftleitung festhielt, und du die Maske behieltst. Bei all dem, ging es dir nur darum, mir das Leben zu retten. Du halfst mir, ein paar Meter zu schwimmen. Adam, du setztest all deine Kraft ein, um mich von einem gefährlichen Ort zum sichereren Platz hinüberzubringen. Eine starke Welle trennte uns voneinander und das war unsere letzte Berührung. Ich hörte wie du meinen Namen zweimal laut riefst. Danach hörte ich deine Stimme nicht mehr.
Adam, die Stelle, an der ich mit deiner Hilfe landete, war nicht tief, sodass meine Beine den Boden erreichen konnten. Ich musste mich nicht mal einen Zentimeter bewegen. Ich stand da. Du ließest mir eine Luftleitung ohne Maske. Es schien nutzlos zu sein, aber du wusstest, dass es mir behilflich sein würde. Und tatsächlich hatte es mich gerettet, denn es war das einzige Mittel, das ich gebrauchen konnte, um mögliche Retter zu mir zu winken. Dank dieser Luftleitung wurde ich gefunden. Und ich wurde gerettet von dem sicheren Ort, wo du mich verlassen hattest. Ich habe mich nicht bewegt. Du hattest so ein gutes Herz, so dass ich keine Worte finde, um es zu beschreiben. So gut, dass du auch in deinem Tod nicht wolltest, dass man darunter leidet. Du hinterließest uns Spuren, wo wir dich finden können, auch wenn das Wasser dich sehr weit vom Ufer weggebracht hatte. Ich hielt deine Hand und zog dich aus dem Meer. Wie sehr wünschte ich, ich hätte den Gefallen erwidern und dein Leben retten können. Du hast dich für mich geopfert!
Danke, dass du mir dein Leben gegeben hast. Danke! Danke! Danke! Ich verdanke dir mein Leben und werde weiterhin für dich beten, und ich bitte dich mit mir dieses große, großzügige, selbstlose und liebevolle Herz zu teilen, das du von deinen Eltern geerbt hast.
Möge Gott deine Mutter segnen und trösten, die solch eine schöne Seele in diese Welt gebracht hat. Ihr gegenüber werde ich immer dankbar sein. Mein Leben ist und wird immer ein Zeugnis dafür sein, dass es unter uns Heilige gibt, die, wie Christus, bereit sind, ihr Leben für Andere aufzugeben. Möge Gott deinen Bruder segnen und ihn trösten. Adam, ruh zusammen mit deinem Vater in ewigem Frieden, bis wir uns wiedersehen. Bravo, mein Freund und mein Bruder, weil du wie Jesus Christus gehandelt hast, um mein Leben zu retten.
Herr, gib Adam die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihm. Amen.
Dein Freund und Bruder,
Pater Chungu Cycus C.S.Sp
Autor: Pater Chungu Cycus C.S.Sp
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