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Impuls zum Christkönigssonntag 2023

25.11.2023

Heute feiern wir das Christkönigsfest. Dieser König passt weder in die damalige noch in die heutige Zeit. Jesus ist ein im wahrsten Sinne zeitloser, ein zeitübergreifender, ein ewiger König. 

Pater Michael Wegner, CSSp

Pater Michael Wegner, CSSp

Ein im wahrsten Sinne merkwürdiges Fest und ein merkwürdiger König geraten hier in den Blick. Nach herkömmlichen Maßstäben ist dieser König eine Witzfigur, eine Lachnummer, nicht von dieser Welt. Mit dem kann man keinen Staat machen, über den kann man sich nur lächerlich machen. Seine erste Audienz gibt der menschgewordene König für die Hirten, arme und missachtete Gestalten am Rande der jüdischen Gesellschaft. Und seine letzte Audienz gibt dieser König am Kreuz den zwei Verbrechern, die mit ihm gekreuzigt werden.

Dieser König passt weder in die damalige noch in die heutige Zeit. Jesus ist ein im wahrsten Sinne zeitloser, ein zeitübergreifender, ein ewiger König. Mit Recht singen wir: Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit! Man darf nicht in die Höhe blicken, sondern man muss in die Tiefe schauen, um diesen König zu entdecken. Unser Blick braucht die besondere Tiefenschärfe der Menschlichkeit, um ihn wahrzunehmen. Diesen Blick will Jesus mit seiner klaren Botschaft vom „Endgericht“ im heutigen Evangelium schärfen (Mt 25, 31-46). Er weist uns hin auf das Motto seiner Königsherrschaft: „Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan!“ Jesus Christus, unser König, lädt uns ein, es ihm gleichzutun und unser Leben nicht sinnlos zu vertun.

Wenn wir am Ende unseres irdischen Lebens vor ihm zur Audienz in der Königshalle stehen, dann wird er uns fragen, wie wir seinen Auftrag erfüllt haben, wie wir unsere Berufung als Christen, als gesalbte, als Könige, gelebt haben? Darüber sollten wir uns am heutigen Festtag Gedanken machen. Eine Geschichte aus den Philippinen kann uns dabei helfen:

Ein König hatte zwei Söhne. Als er alt wurde, da wollte er einen der beiden zu seinem Nachfolger bestellen. Er gab jedem der beiden fünf Silberstücke und sagte: „Ihr sollt für dieses Geld die Halle in unserem Schloss bis zum Abend füllen. Womit, das ist eure Sache.“

Der älteste Sohn füllte die Halle mit ausgepresstem Zuckerrohr, das nutzlos auf einem Feld lag. Als sie gefüllt war, ging er zu seinem Vater und sagte: „Ich habe deine Aufgabe erfüllt. Auf meinen Bruder brauchst du nicht mehr zu warten. Mach’ mich zu deinem Nachfolger.“ Der Vater antwortete: „Es ist noch nicht Abend. Ich werde warten.“

Der jüngere Sohn entfernte das ausgedroschene Zuckerrohr wieder aus der Halle, stellte in die Mitte eine Kerze und zündete sie an. Ihr Schein füllte die Halle bis in die letzte Ecke hinein. Der Vater sagte: „Du sollst mein Nachfolger sein. Dein Bruder hat fünf Silberstücke ausgegeben, um die Halle mit nutzlosem Zeug zu füllen. Du hast nicht einmal ein Silberstück gebraucht und hast sie mit Licht erfüllt. Du hast sie mit dem gefüllt, was die Menschen brauchen.“

Diese Geschichte lehrt uns, wie Jesus Christus als König für uns ist und sein will: Ein weiser, ein geduldiger, ein liebevoller König, dem nicht Ruhm und Ehre wichtig ist, sondern das, was die Menschen brauchen. Dieser König lädt uns heute dazu ein, unseren Alltag anzuschauen und darüber nachzudenken, mit was wir denn so die Hallen unseres Lebens füllen.

Füllen wir sie mit Arbeit bis zur Bewusstlosigkeit? Klar, man muss arbeiten, um leben zu können. Doch oft nehmen der Stress und die Anforderungen zu, immer mehr muss in immer weniger Zeit erledigt werden, das führt dann sehr schnell dazu, dass viele ausgepowert sind, ausgebrannt – oder wie es so schön heißt: an Burnout-Syndrom leiden. Kann das der Sinn des Lebens sein?

Oder fülle ich die Hallen meines Lebens vollkommen mit der Sorge um die Familie, um liebe Menschen, um ihr Leben mit Licht und Liebe zu füllen? Viele sind neben der Arbeit ganz von ihrer Familie erfüllt. Kann das der Sinn des Lebens sein, sein Leben mit so viel Dasein für andere vollzustopfen, dass für das eigene Leben am Ende so gut wie nichts mehr übrigbleibt?

Wir alle stehen auch in der Gefahr, die Halle unseres Lebens mit nutzlosem Zeug zu füllen. Kann es der Sinn des Lebens sein, seine Freizeit nur noch vor dem Fernseher oder im Internet oder bei Computerspielen zu verbringen? Oder unser Leben zu füllen mit Aktivitäten und Events, aber am Ende das Gefühl zu haben, sich ausgedroschen und ausgelaugt zu fühlen – zu nichts mehr zu gebrauchen?

Die Botschaft des heutigen Christkönigsfestes lehrt mich, dass ich nicht allen Menschen zum Helfer werden kann. Ich muss auch meine eigenen Grenzen annehmen. Das gehört zu meiner Königswürde. Mein Helfersyndrom darf mich nicht dazu verleiten, Macht über andere zu haben, mich besser zu fühlen, meine eigenen Defizite dadurch auszugleichen.

Im Sinne Jesu helfe ich dem Armen auch nicht dadurch, dass ich mein schlechtes Gewissen beruhige, sondern indem ich ihn als königlichen Menschen sehe und behandle. Das Helfen darf den anderen nicht zum Hilfsempfänger degradieren, sondern soll ihn aufrichten, damit er seine Würde als König oder Königin entdeckt. Eine große, ehrenvolle Aufgabe. Doch dabei gilt: Allen Menschen zu helfen, das würde mich überfordern, doch die Schwester, den Bruder als Königin oder König zu sehen und wertzuschätzen, das kann ich immer.

Autor: P. Michael Wegner CSSp

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