24.03.2023
Das ganze Evangelium von der Auferweckung des Lazarus ist eine Provokation, eine Herausforderung! Vom lateinischen Verb pro-vocare her meint es wörtlich: „herausrufen“. Jesus wendet sich im Gebet an Gott, seinen Vater, und er ruft den Lazarus heraus aus dem Grab, heraus ins Leben. Er ruft die Umstehenden heraus aus ihrer Trauer, aus ihrem Unverständnis, aus allem, was sie lähmt und am Leben hindert. Jesus ruft auch uns heute aus dem Tod, aus den Zweifeln, die uns umgeben, heraus ins Leben.
Das Evangelium von der Auferweckung des Lazarus (Joh 11, 1-45) ist das letzte Zeichenwunder Jesu vor der Passion. Am Ende steht die Botschaft, dass das Leben stärker ist als der Tod. Und am Ende stehen viele Fragen: Ist es möglich, dass ein Toter wieder ins Leben zurückkehrt? Mag ja sein, dass Jesus Kranke heilen konnte, Lähmungen von Menschen lösen, Finsternis von den Augen nehmen kann. Aber einen Toten zum Leben erwecken? Geht das nicht ein Stück zu weit?
Und mit Martha fragen auch wir: Herr, wo warst du, als wir deine Hilfe so dringend brauchten? Warum musste Lazarus erst sterben? Warum hast du gezögert und ihn nicht sofort geheilt? Herr, warum schweigst du angesichts des zahllosen Leids in dieser Welt?
All diese Fragen stellen damals wie heute eine Provokation dar, die damals zum Todesbeschluss gegen Jesus führte und die uns heute herausfordert, unseren Glauben zu überprüfen, ihn zu festigen. Dabei kann uns der Glaube Marthas trotz all ihrer Zweifel und Fragen, die sie hatte, eine Hilfe sein. „Herr, wärest du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben!“ sagt sie fast vorwurfsvoll und resignierend zu Jesus. Und im selben Atemzug fügt sie hinzu: „Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird er dir geben!“ Noch in dieser bitteren Stunde und obwohl sie alles gar nicht verstehen kann, vertraut Martha auf Jesus. Sie wendet sich nicht von ihm ab, sie wendet sich ihm zu. Wo nichts mehr zu hoffen und zu glauben ist, da hält Martha an ihrem Glauben fest. Ist das „normal“?
Das ganze Evangelium von der Auferweckung des Lazarus ist eine Provokation, eine Herausforderung! Vom lateinischen Verb pro-vocare her meint es wörtlich: „herausrufen“. Nichts anderes tut Jesus angesichts der Not, der Verzweiflung, der Tränen der ihn umgebenden Menschen. Jesus wendet sich im Gebet an Gott, seinen Vater, und er ruft den Lazarus heraus aus dem Grab, heraus ins Leben. Er ruft die Umstehenden heraus aus ihrer Trauer, aus ihrem Unverständnis, aus allem, was sie lähmt und am Leben hindert.
Jesus ruft auch uns heute aus dem Tod, aus den Zweifeln, die uns umgeben, heraus ins Leben. Er ruft uns heraus zum Glauben und zum Vertrauen. Jesus fordert unseren Glauben heraus, er provoziert uns, damit wir lebendig werden. Er will uns dorthin führen, wo ein Mehr an Leben möglich ist.
Lazarus – sein Name bedeutet: Gott hat geholfen! Lazarus steht dafür, dass Gott in unser Leben einbrechen kann. Er steht für all die kleinen Wunder der Auferstehung, die wir in unserem Leben schon jetzt immer wieder erfahren können.
Auferstehung geschieht dort, wo Liebe herrscht, wo Menschen anderen ihre Freundschaft anbieten und Heimat schenken. Auferstehung geschieht dort, wo Menschen die Probleme nicht wegschieben, sondern die Not mittragen. Auferstehung geschieht dort, wo wir das Licht der Hoffnung pflegen und weitergeben, wo wir aus uns herausgehen, auf andere zu. Auferstehung geschieht dort, wo wir bekennen: Gott hat geholfen und er hört auch künftig nicht auf, zu helfen.
Autor: P. Michael Wegner, CSSp
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