18.08.2023
Es ist wohltuend zu sehen, dass auch der Sohn Gottes, des Allwissenden, lernfähig ist und dann bereit, seine Meinung, seine Haltung zu korrigieren und so selbst die „Umkehr“ zu leben und zu zeigen, dass diese immer möglich und es dafür nie zu spät ist.
Ist Jesus heute Morgen mit dem linken Fuß aus dem Bett gestiegen oder ist ihm eine Laus über die Leber gelaufen? Oder warum reagiert er so sonderbar, so stur, so abweisend, ja fast verletzend auf das flehentliche Bitten der kanaanäischen Frau? Ging ihm diese Frau auf die Nerven mit ihrem scheinbar nie endenden Gejammer?
Jesus schweigt zunächst, er will seine Ruhe haben, er muss die Lage erstmal sortieren. Er reagiert zunächst abweisend, denn selbst seine jünger nerven ihn. Da ist es doch verständlich, dass er so schroff reagiert, er ist ja schließlich auch nur ein Mensch! Ich kann Jesus jedenfalls ganz gut verstehen, aus eigener Erfahrung heraus und ich vermute, dass es uns allen schon mal so ergangen ist. Wenn mich etwas nervt, dann brauche ich erst einmal Abstand.
Jesus schweigt, er „bockt“ und blockt zunächst, weist ab, schützt sich so selbst. Doch dann wird er sich seiner Sendung bewusst: Er ist gekommen, vom Vater gesandt, um Gottes Liebe und Zuwendung allen Menschen zu bezeugen in Wort und Tat. Und so nimmt er sich dieser klagenden, hilfesuchenden Frau an, auch wenn sie eine „Fremde“ ist.
Es ist wohltuend zu sehen, dass selbst der Sohn Gottes ein Mensch voller Emotionen ist, diese wahrnimmt und sie auch zeigt. So wirkt er ehrlich und transparent, so erweckt er Vertrauen.
Es ist wohltuend zu sehen, dass selbst der Sohn Gottes lernfähig ist. Er lernt von dieser hartnäckigen Mutter, wie groß die Liebe zu ihrem kranken Kind ist und dass auch Andersgläubige, Fremde, durchaus ein großes Gottvertrauen haben.
Es ist wohltuend zu sehen, dass auch der Sohn Gottes, des Allwissenden, lernfähig ist und dann bereit, seine Meinung, seine Haltung zu korrigieren und so selbst die „Umkehr“ zu leben und zu zeigen, dass diese immer möglich und es dafür nie zu spät ist.
Ich bin dankbar für die Hartnäckigkeit und Schlagfertigkeit der armen Mutter und ich wünsche mir, dass auch ich so inständig und überzeugend bitten und danken, beten kann, dass auch ich die nötige Geduld und Ausdauer, das nötige Gottvertrauen habe.
Ich bin dankbar für das Umdenken Jesu und ich möchte von ihm lernen, Mensch zu sein, wie er und seinem Beispiel zu folgen, auch und gerade in den nervigen Momenten meines Lebens. Ich möchte wie er zur Umkehr fähig und bereit sein.
Ich bin dankbar dafür, dass Jesus durch sein Verhalten die Augen öffnet und mich ergriffen sein lässt von der standhaften Liebe dieser Mutter, von der Barmherzigkeit des himmlischen Vaters und von der Dimension, die sich daraus für mein Leben und das meiner Mitmenschen eröffnet. Eine Dimension der Dankbarkeit, des Vertrauens, der Hoffnung, der Freude und der Zuversicht.
Autor: Pater Michael Wegner, CSSp
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