08.10.2022
„Undank ist der Welten Lohn!“ Diese menschliche Grunderfahrung scheint das heutige Evangelium auf den ersten Blick zu bestätigen. Im Evangelium dieses heutigen Sonntags (Lk 17, 11-19) geht es um die Dankbarkeit Gott gegenüber. Aber nicht der Undank ist damit das große Thema, sondern der Glaube!
Zehn Aussätzige bitten Jesus um Erbarmen und Heilung. Sie waren nicht nur mit einer Hautkrankheit gezeichnet, sie waren auch aus der Gemeinschaft ausgegrenzt. Meist waren sie in abgegrenzten, elenden Ecken eingesperrt.
Jesus heilt sie, er schenkt ihnen Gesundheit und Leben. Welch ein großes Geschenk war diese Heilung! Eine Riesenfreude – und nur einer denkt daran, wem er diese Rückkehr ins Leben verdankt!
Es ist ja durchaus verständlich, dass die Geheilten außer sich vor Freude waren und in ihre alte Umgebung zurückstürmten. Schließlich hatte Jesus sie doch dazu aufgefordert, zurückzukehren, sich den Priestern zu zeigen. Und im Hingehen, im Hören auf diese Weisung, werden sie geheilt. Dass sie da außer sich geraten vor Freude ist doch klar! Dass in so einer großen Freude das Innehalten, das Umkehren und Danken in Vergessenheit gerät, ist menschlich auch durchaus verständlich und nachvollziehbar.
Jesus ärgert sich nicht über den Undank. Zumindest berichtet uns der Evangelist nichts davon. Er fragt zwar, warum die Neun nicht umgekehrt sind, um zu danken, aber er trägt ihnen ihre Freude nicht nach. Er freut sich über den einen – den Samariter – der umkehrt, um zu danken. Und er erkennt darin den Glauben, das tiefe Vertrauen dieses Mannes.
Jesus hat diesen Dank nicht gebraucht, aber der geheilte Samariter! Für ihn war die Heilung und die Freude darüber jetzt rund, weil er sie noch einmal geteilt hat mit dem, dem er sie verdankt. Er hat erkannt: Ich bin von Gott beschenkt und ihm allein gebührt mein Dank!
Jesus sagt zu dem umgekehrten und dankbaren Geheilten: „Dein Glaube hat dich gerettet!“ Damit verdeutlicht er: Dem Samariter ist nicht nur Heilung, sondern das umfassende Heil Gottes geschenkt worden. Der Glaube ist die entscheidende Hilfe für die Heilung.
Damit verdeutlicht Jesus auch uns, dass wir Menschen nicht auf uns allein gestellt sind; wir müssen, ja wir können gar nicht alles aus eigener Kraft schaffen. Nein, wir sind angewiesen auf Gott und das, was er uns schenkt: Heil an Leib und Seele. Daher gebührt ihm unser aller Dank. Und auch diese Dankbarkeit verdanken wir alleine Gott!
In der Präfation beten wir: „Gott, du bedarfst nicht unseres Lobes, es ist ein Geschenk deiner Gnade, dass wir dir danken. Unser Lobpreis, unser Dank, kann deine Größe nicht mehren, doch uns bringt er Segen und Heil.“ Gott kommt ohne unseren Dank aus, aber es ist ein Zeichen unseres Glaubens, ihm für das Gute in unserem Leben zu danken.
Der Jesuitenpater Willi Lambert hat es einmal sehr anschaulich formuliert: „Dankbarkeit ist Schmieröl im Getriebe des Alltags“. Dieses Schmieröl muss immer wieder – gut dosiert – in das Getriebe hineingegeben werden. Automatisch läuft es nicht. Ja, Danken will gelernt – eingeübt - sein, doch die Mühe lohnt sich. Das kleine Wort Danke, immer wieder einmal ausgesprochen, hat große Wirkung für mein Leben, für meinen Glauben, für mein Heil!
Autor: Pater Michael Wegner, CSSp
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