24.05.2022
Im Laufe der letzten 40 Jahre sind mit uns Spiritanern und unseren Partnergemeinschaften über 450 Jugendliche für ein oder drei Jahre ausgereist, um in Afrika und Lateinamerika mit uns und den Armen zu leben, zu beten und zu arbeiten und ihre Erfahrungen dann zu Hause einzubringen. Aus dem zarten Pflänzchen MaZ ist in 40 Jahren ein weit verzweigter Baum geworden mit mehr oder weniger festen Wurzeln.
Angeregt durch das zweite Vatikanische Konzil und durch die Enzyklika „Evangelii nuntiandi“ von Papst Paul VI (1975) stellten sich nicht nur die Spiritaner, sondern alle missionarischen Ordensgemeinschaften Anfang der 80er Jahre die Frage, was „Mission heute“ sei, wo der Ort für die „Mission heute“ sei und wie wir als Ordensmissionare auf die Fragen reagieren, die an uns gerichtet werden.
Nach dem Katholikentag 1980 häuften sich die Anfragen junger Leute, die wissen wollten, ob unsere Gemeinschaft ihnen die Möglichkeit bieten könne, irgendwo auf der Welt Menschen in Not zu helfen? Ob sie eine Zeit lang bei uns und mit uns leben können, um Erfahrungen zu sammeln (am liebsten in der „dritten Welt“)? Ob wir ihnen behilflich sein können bei der Suche nach einem sinnerfüllten Leben und erfüllender Arbeit?
Um Antworten auf diese Fragen zu finden lud P. Hermann Josef Wüste, der damalige Missionsprokurator, Anfang 1982 interessierte junge Erwachsene und Jugendliche ein, um gemeinsam naschzudenken, miteinander zu sprechen, zu leben, zu beten, zu arbeiten. Unterstützt wurde er dabei von P. Johannes Henschel. Das erste Treffen sollte in den Osterferien stattfinden. P. Wüste schrieb in seiner Einladung: „Am Montag, 20.03.21982 fangen wir mit MaZ an. Trotz Ferien, morgens um 7.30 Uhr. Mal sehen, was daraus wird!“
Daraus geworden sind im Sommer 3 vierzehntägige MaZ-Kurse in Knechtsteden, in denen konkret und intensiv der Katholikentag in Düsseldorf (im Oktober 1982) vorbereitet wurde. Viele der Jugendlichen waren dann auch beim Katholikentag in Düsseldorf dabei, der unter dem Motto stand: „Kehrt um und glaubt – erneuert die Welt!“ Die Halle Weltkirche wurde mit einer in Knechtsteden fabrizierten brasilianischen Hütte und einer Info-Ecke über kleine christliche Gemeinschaften in Afrika gestaltet und animiert. Das Interesse war groß und viele Jugendliche interessierten sich dafür, als MaZ Glaubens- und Lebenserfahrungen zu sammeln und auszutauschen. Das Projekt „Missionar auf Zeit“ war also geboren und legte sozusagen einen guten Start hin.
Von Anfang an mit im Boot waren die Spiritanerinnen und die Schwestern vom Kostbaren Blut. Nach dem plötzlichen Tod von P. Hermann-Josef Wüste übernahm P. Alfons Wehrle die Leitung der Missionsprokur und P. Peter Marzinkowski (später Bischof von Alindao in Zentralafrika) die Leitung des MaZ-Projektes. In der wechselvollen Geschichte des MaZ-Projektes folgten ihm unter andren Sr. Maria-Claire Bitsch, P. Dionisio Sebold, Sr. Ingeborg Müller, P. Alfons Wehrle, Sr. Paulette Deschamps, P. Bruno Trächtler, Sr. Damian Boeckelt, Hertha Mader, Doris Köhnke, um nur einige stellvertretend zu nennen.
Auch der „Ort des Geschehens“ wechselte häufig. Anfangs war MaZ in Knechtsteden (im „Block 3“ über der Missionsprokur) beheimatet. Nach der Gründung des Missionshauses in Stuttgart-Botnang im Jahr 1985 siedelte MaZ dorthin um. Nach der Auflösung des Hauses in Botnang und des Umzuges der Mitbrüder nach Weissach im Herbst 2017, kehrte das MaZ-Projekt im Jahr … nach Knechtsteden zurück. Im Jahre 2007 wurde das Projekt MaZ in die Verantwortung der neu gegründeten Spiritaner-Stiftung übertragen. Dadurch sollte der Fortbestand des Projektes gesichert werden, auch wenn keine Spiritaner-mehr mitarbeiten können.
Durch die enge Zusammenarbeit mit „Weltwärts“ und anderen Freiwilligendiensten hat sich das MaZ-Projekt in den letzten Jahren stark verändert, was die Verwaltung und Finanzierung, die Dauer der Vorbereitungszeit und der Kurse sowie die Länge der Einsätze angeht. Reisten anfangs viele Jugendliche für 3 Jahre aus, so sind es heute nur noch kurzfristige Einsätze (ca. 1 Jahr). Heute arbeiten wir Spiritaner im MaZ-Projekt zusammen mit den Schwestern von Kostbaren Blut und den Marianhiller Missionaren.
Im Laufe der letzten 40 Jahre sind mit uns Spiritanern und unseren Partnergemeinschaften über 450 Jugendliche für ein oder drei Jahre ausgereist, um in Afrika und Lateinamerika mit uns und den Armen zu leben, zu beten und zu arbeiten und ihre Erfahrungen dann zu Hause einzubringen. Rückkehrerinnen und Rückkehrer haben sich dazu auch in der „AG MaZ in Deutschland“ zusammengeschlossen.
Aus dem zarten Pflänzchen MaZ ist in 40 Jahren ein weit verzweigter Baum geworden mit mehr oder weniger festen Wurzeln. Bedingt durch die Corona-Pandemie sowie durch personelle und finanzielle Engpässe durchlebt dieser Baum derzeit eine Dürre-Periode. Dennoch schauen wir mit Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft und wagen Aufbruch und Neuanfänge.
Lassen wir abschließend noch zwei Mitbrüder zu Wort kommen, die die MaZ-Geschichte im Leitungsteam maßgeblich mitgeprägt haben.
Für P. Alfons Wehrle (im MaZ-Team von 1982 bis 1991) war und ist Maz immer eine gute Sache. Vor allem sieht er es als ein Projekt für die Mission in Deutschland. Junge Leute, die MaZ-Erfahrung gesammelt haben können einen wertvollen Beitrag hierzu in ihrer Heimat / in ihrem Umfeld leisten. Für die Zukunft wünscht er, dass das Projekt auch in einer guten Form weitergehen kann.
Bruno Trächtler (im MaZ-Team von 1991 bis 2000) sieht MaZ als eine Zeit des Lernens, was Weltkirche ist; was es heißt, in fremden Kulturen zu leben und wie man seine Erfahrungen in der deutschen Ortskirche einbringen kann. Im MaZ-Projekt gab es von Anfang an eine Kontinuität und eine Weiterentwicklung. Für die Zukunft wünscht er, dass tragfähige neue Visionen entwickelt werden, um die MaZ-Idee weiterführen zu können.
Autor: Pater Michael Wegner, CSSp
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